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Tiere Dem Wolf wird auf den Zahn gefühlt

Ein bundesweites Wolfs-Beratungszentrum soll die Länder beraten und Daten zur Verbreitung des Beutegreifers sammeln.

Von Silke Janko 11.02.2016, 00:01

Berlin/Magdeburg l „Deutschland ist wieder Wolfsland. Das ist ein großer Erfolg für uns Naturschützer“, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) am Mittwoch in Berlin. Das neue Wolfs-Beratungszentrum soll die Länder bei allen Fragen rund um den Wolf schnell und unbürokratisch unterstützen und bundesweit Daten zu dem streng geschützten Tier sammeln.

150 Jahre nach seiner Ausrottung hatte im Jahr 2000 das erste Wolfsrudel in Sachsen wieder Welpen großgezogen. Die Tiere waren aus Polen eingewandert. Inzwischen sind in Deutschland nach aktuellen Monitoring-Daten 31 Wolfsrudel, acht Wolfspaare und sechs sesshafte Einzelwölfe bestätigt. Sie leben in Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. In Sachsen-Anhalt sind sieben Wolfsrudel mit insgesamt 64 Tieren nachgewiesen, die sich in zehn Territorien angesiedelt haben.

An dem von der Senckenberg-Gesellschaft für Naturschutz geleiteten Beratungszentrum in Görlitz arbeiten Mitarbeiter aus vier wissenschaftlichen Institutionen: das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, das Lupus Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland, das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin und das Senckenberg Forschungsinstitut Gelnhausen (Hessen). Hendricks: „Wir stellen den Ländern damit Deutschlands beste Wolfs-Experten zur Seite.“ Das Zentrum ändere nichts an der Zuständigkeit der Länder für den Wolf. Der Bund finanziert das Zentrum mit insgesamt 425 000 Euro für die nächsten drei Jahre.

Die Ausbreitung des Beutegreifers, der nicht bejagt werden darf, sorgt für Konfliktpotenzial insbesondere bei Nutztierhaltern, Jägern und Anwohnern. In Sachsen-Anhalt gab es im vergangenen Jahr 22 Wolfsangriffe auf insgesamt 75 Nutztiere, darunter 66 Schafe, drei Kälber und sechs Damwild-Tiere, ergab eine Anfrage an das Umweltministerium in Magdeburg. Das Land zahlte dafür an die Halter Entschädigungen von insgesamt knapp 4000 Euro.

Das Umweltministerium begrüßt das Projekt. Mit dem Zentrum könnten schwierige Fragen, wie etwa der Umgang mit auffälligen Wölfen, bundeseinheitlich geregelt werden, sagte Sprecher Detlef Thiel. Trotz der positiven Entwicklung gehört der Wolf immer noch zu dem vom Aussterben bedrohten Arten. Gefährdet wird er durch Wilderei und den Straßenverkehr. Von den 124 seit dem Jahr 2000 aufgefunden toten Tieren waren nur zehn nachweislich eines natürlichen Todes gestorben. 18 wurden illegal getötet und 86 kamen bei der Querung von Straßen ums Leben.