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Deutsche Einheit Wende-Themen nochmal auf dem Tisch

Kanzlerin Merkel äußert sich anlässlich des Tages der Deutschen Einheit zur Lage im Osten. Berlin läd zum Bürgerfest.

30.09.2018, 23:01

Berlin (dpa) l Vor dem Tag der Deutschen Einheit hat Bundeskanzlerin Angela Merkel Verständnis für den Unmut vieler Ostdeutscher gezeigt. Insgesamt sei die Einheit eine Erfolgsgeschichte, sagte die CDU-Vorsitzende der „Augsburger Allgemeinen“. „Aber es ist schon auch so: Vieles, was Anfang der Neunzigerjahre passiert ist, kommt jetzt bei den Menschen nochmal auf den Tisch.“ Viele hätten ihre Arbeit verloren, die Einheit habe zu harten Umbrüchen geführt. „Das ist niemals eine Rechtfertigung für Hass und Gewalt“, betonte Merkel. „Aber es ist eine Erklärung für eine andere Lebensbiografie.“

Die Kanzlerin vertrat die Ansicht, es gebe seit der Bundestagswahl 2017 in Deutschland eine „gewisse Nervosität“. Dies habe mit dem Wahlergebnis zu tun. „Aber sicher auch mit der Tatsache, dass das Thema Flüchtlinge dieses Land ein Stück weit spaltet.“ Dies dürfe aber nicht zu einer Vergiftung der Auseinandersetzungen führen: „Diese völlige Enthemmung in der Sprache ist etwas, das wir nicht tolerieren dürfen in Deutschland“, sagte die Kanzlerin.

Die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Manuela Schwesig rief in einem Gastbeitrag im „Tagesspiegel“ dazu auf, sich nicht mit der Kluft zwischen Ost und West abzufinden. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern schrieb, es sei inakzeptabel, dass Ostdeutsche im Schnitt länger arbeiteten als die Menschen in Westdeutschland, aber 15 Prozent weniger Gehalt bekämen. „Das kann ich fast 30 Jahre nach der deutschen Einheit niemandem erklären.“

Zum Tag der Deutschen Einheit ist in Berlin ein großes Bürgerfest rund um das Brandenburger Tor geplant. Unter dem Motto „Nur mit Euch“ werden vom 1. bis 3. Oktober mehr als eine Million Besucher erwartet, wie die Kulturprojekte GmbH mitteilte. Berlins Regierender Bürgermeister und Bundesratspräsident Michael Müller (SPD) eröffnet das dreitägige Fest heute Abend.

Auch die Einheit sei eine historische Gemeinschaftsleistung, sagte Müller. Die Deutschen sollten mit Stolz und Selbstbewusstsein feiern und auf das gemeinsam Gelungene seit dem Mauerfall schauen. Mit der Einheitsfeier solle auch ein Zeichen gegen diejenigen gesetzt werden, die bewusst einen Keil in die Gesellschaft treiben wollten.