1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Deutschland
  6. >
  7. Senioren-Abzocker gestehen

EIL

Enkeltrick und Co. Senioren-Abzocker gestehen

Schmuck oder das über Jahre angesparte Vermögen - eine Bande von Betrügern soll älteren Menschen ihre Wertgegenstände entlockt haben.

Von Elena Metz 02.06.2017, 23:01

Bremen (dpa) l Eine Bande soll ältere Menschen in ganz Deutschland um viel Geld betrogen haben – dabei gaben sich einige der Kriminellen als falsche Polizisten aus. Zwei mutmaßliche Mitglieder legten am Freitag zum Prozessauftakt in Bremen ein Geständnis ab. Sie sind dennoch vorläufig wieder auf freiem Fuß. Das Landgericht setzte die Haftbefehle gegen die Angeklagten zunächst aus. Weil die Beschuldigten Familien haben, bestehe keine Fluchtgefahr.

Aus einem Callcenter in der Türkei soll die Bande ihre Opfer angerufen haben. Dabei gaben sich die Kriminellen als Polizisten aus, die vor Einbruchdiebstählen warnten. Einige Geschädigte wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft mehrfach telefonisch kontaktiert mit dem Hinweis, dass ihr Vermögen in Gefahr sei.

Die Betrüger sollen den Senioren geraten haben, Geld, Schmuck und wertvolle Waffen an Abholer der Bande abzugeben. Diese sollen die Beute dann an die beiden Angeklagten weitergereicht haben.

In zehn Fällen sollen die Kriminellen im Jahr 2016 so mindestens 463.000 Euro erbeutet haben, die innerhalb des Netzwerkes aufgeteilt wurden. Die beiden Angeklagten sollen die Schnittstelle zwischen den Hintermännern in der Türkei und den Geldabholern gewesen sein. Die Angeklagten, ein 30-jähriger Deutsch-Türke und ein 33-jähriger Türke, gestanden, Geldabholer organisiert und von der Täuschung der Senioren gewusst zu haben. Die Verfahrensbeteiligten hatten sich im Falle eines Geständnisses auf einen Strafrahmen von eineinhalb bis zwei Jahren auf Bewährung mit einer dreijährigen Bewährungszeit für den 33-Jährigen verständigt. Er soll zudem bis zu 600 Euro zahlen. Für den Jüngeren wurde eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren und neun Monaten vereinbart.

Dem Richter zufolge habe man sich zu der Verständigung entschieden, um den Opfern im Alter von 60 bis 75 Jahren unter anderem aus München, Leipzig und Hannover die Anreise nach Bremen zu ersparen. Außerdem seien bei den Angeklagten keine größeren Vermögenswerte festgestellt worden. Es seien hohe Schäden bei den Opfern entstanden, sagte der Richter. „Was die Angeklagten damit zu tun haben, ist schwer nachweisbar.“

In ihrem Geständnis erklärten die Angeklagten, dass sie sich aus Geldnot zu den Taten überreden ließen. Der 30-Jährige gab an, ein Spielproblem zu haben. In einer Spielhalle sei er von einem Mitglied der Bande rekrutiert worden. Für die Organisation der Abholer sollten die Männer zehn Prozent der Beute erhalten, die sie mit den Abholern teilen sollten. Nähere Angaben zu den Hintermännern wollten die Angeklagten aus Angst um ihre eigene Gesundheit nicht machen. Der Prozess soll am 15. Juni fortgesetzt werden.