Flüchtlinge Länder rufen nach Hilfe

Deutschlandweit platzen Erstaufnahmestellen für Flüchtlinge aus allen Nähten. Die Nerven liegen blank, fremdenfeindliche Übergriffe häufen sich.

27.07.2015, 11:45

Berlin (dpa) l Die mit der Unterbringung von Asylbewerbern zunehmend überforderten Länder und Kommunen können auf Hilfe der Bundeswehr hoffen. „Die Bundeswehr prüft gerade, in welcher Form sie logistische Unterstützung leisten kann“, sagte am Sonntag ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Bisher habe man deutschlandweit acht Kasernen mit einer Kapazität für 3500 Menschen bereitgestellt.

Die Kapazitäten für die Aufnahme von Flüchtlingen in den Ländern sind zunehmend erschöpft. In Städten wie Dresden und Hamburg, aber auch in kleineren Kommunen werden bereits provisorische Zeltstädte aufgebaut, um überfüllte Erstaufnahmeeinrichtungen zu entlasten.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge rechnet mit einer dauerhaft hohen Zahl von Asylbewerbern. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Flüchtlingszahlen aus den Kriegsgebieten dieser Welt in den nächsten Jahren hoch bleiben werden“, sagte der Präsident der Behörde, Manfred Schmidt, der „Südwest Presse“.

Auch die Landesregierung von Brandenburgs Landesregierung, wo jede Woche etwa 500 Flüchtlinge ankommen, klagt über Überlastung. „Es ist ein Ausmaß erreicht worden, das dieses System sprengt“, sagte Innenstaatssekretär Matthias Kahl in Eisenhüttenstadt, wo am Sonnabend ein zweites Notquartier mit etwa 70 Zelten errichtet wurde.

In Baden-Württemberg wissen die Kommunen die Ankommenden ebenfalls kaum noch unterzubringen. Ein Flüchtlingsgipfel der Landesregierung soll an diesem Montag Lösungen finden. Das Wirtschaftsministerium will den Kommunen ein mit 30 Millionen Euro ausgestattetes Wohnraumprogramm vorschlagen. Allein in diesem Jahr rechnet das Land mit mehr als 52 000 Flüchtlingen – gut doppelt so viele wie 2014.

In der Dresdner Zeltstadt für Flüchtlinge blieb die Lage übers Wochenende ruhig. Am Samstagabend trafen dort rund 100 weitere Asylsuchende ein, zu Ausschreitungen wie am Vortag kam es aber nicht.

Vielerorts liegen die Nerven inzwischen blank. In Thüringen klagt die Polizei über eine Zunahme fremdenfeindlicher Übergriffe. So wurden vier syrische Asylbewerber am Freitagabend in Greiz von drei jungen Männern unvermittelt mit Schlägen und Tritten traktiert.