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G36-Sturmgewehr Warten auf das Nachfolgemodell

Die Bundeswehr kann ausgemustertes Sturmgewehr G38 nicht so schnell ersetzen wie geplant.

14.10.2018, 23:01

Berlin (dpa) l Die Anschaffung neuer Sturmgewehre als Nachfolger des Standardmodells G36 bereitet der Bundeswehr einem Medienbericht zufolge Probleme. Wie die „Welt am Sonntag“ schreibt, fielen alle Waffen, die von unterschiedlichen Herstellern angeboten werden, bei ersten Tests durch. Sie genügten demnach nicht den Anforderungen der Streitkräfte. Die Zeitung beruft sich auf ein ihr vorliegendes vertrauliches Schreiben des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr an das Verteidigungsministerium. Das Projekt verzögert sich demnach. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums wollte die Informationen am Sonntag nicht bestätigen.

Das Sturmgewehr G36 gehört seit 1996 zur Standardausrüstung jedes Bundeswehrsoldaten. Das Verteidigungsministerium war aber unzufrieden mit dem Gewehr und beanstandete Präzisionsmängel bei Dauerfeuer und Hitze. Eine Klage gegen Waffenhersteller Heckler & Koch hatte mit einer Gerichtsniederlage für die Behörde geendet – laut Urteil hatte die Firma das geliefert, was bestellt worden war. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) entschied im August 2015, das G36 auszumustern und durch ein neues Standardgewehr zu ersetzen.

Ausgeschrieben waren 120 000 Sturmgewehre, dem Artikel zufolge für 250 Millionen Euro. Nach Ende der Angebotsfrist habe es „vorvertragliche Vergleichserprobungen“ der von Rüstungsunternehmen angebotenen Gewehre gegeben. Das Blatt zitiert aus dem Schreiben, bei den Tests habe sich wider Erwarten herausgestellt, „dass die Erfüllung einzelner Muss-Forderungen durch die vorgestellten Sturmgewehre nicht erbracht werden konnte“.

Um die Mängel zu beseitigen, sei den Unternehmen eine Frist bis zum 15. Februar 2019 eingeräumt worden. Das Projekt verzögere sich daher um etwa acht Monate. Aus diesem Grund steigen die Kosten: Für neue Tests fielen Materialkosten von 750 000 Euro an. Wie der Ministeriumssprecher am Sonntag mitteilte, ist bis zum Abschluss des Vergabeverfahrens „die Einsatzfähigkeit des Sturmgewehrs G36 uneingeschränkt sichergestellt“. Soldaten nähmen verschiedene Waffen mit in den Einsatz, unter anderem das alte G3. Diese würden gemeinsam eingesetzt.

Ausrüstungsmängel der Truppe sind seit Jahren Thema. Panzer, Kampfflugzeuge, U-Boote – wichtige Waffensysteme der Streitkräfte sind häufig nicht einsatzbereit. Von der Leyen begründete das unter anderem mit einem Sparkurs in den vergangenen 25 Jahren. Bereits Anfang 2016 hatte sie Trendwenden für die Bundeswehr angekündigt, unter anderem sollte die Ausrüstung der Truppe mit einem 130 Milliarden Euro schweren Investitionsprogramm auf Vordermann gebracht werden.