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Gewässer Kontrolle per Kanu in Lüneburg

Um zu vermeiden, dass Wasser aus den Flüssen abgezapft wird, gibt es in Lüneburg jetzt eine Kontrolle per Kanu.

27.07.2018, 12:04

Lüneburg (dpa) l Wasser ist kostbar, das trockene Sommerwetter hat es rar werden lassen. Da könnten die Anwohner von Flüssen und Seen auf die Idee kommen, das Gewässer anzuzapfen. Kontrolleure vom Landkreis Lüneburg wollen das verhindern. Sie sind ohne Motor unterwegs – fast lautlos.

34 Grad, es ist einer der heißesten Tage dieses Glutsommers. Hitze und Insekten setzen den Paddlerinnen zu, doch auf der Ilmenau bei Lüneburg geht es nicht um eine nette Kanutour. Die drei Frauen überprüfen, ob illegal Wasser aus dem Fluss entnommen wird. Unter den niedrigen Wasserständen leiden auch kleine Gewässer wie Luhe oder Ilmenau, nicht nur die Elbe. Da sollen Landwirte oder Gartenbesitzer das kostbare Nass nicht noch zusätzlich abzapfen.

"Es ist sinnvoll, jetzt bei niedrigem Wasserstand nachzuschauen", sagt Natascha Abrahams vom zuständigen Fachdienst Umwelt Wasserwirtschaft des Landkreises, sie sitzt vorn. "Dann können wir auch nach illegalen Einleitungen Ausschau halten." Ihr Augenmerk gelte auch anderen möglichen Verstößen, wie ungenehmigten Bootsstegen und Pontons, Vieh darf dem Fluss nicht zu nahe kommen. "Ich gucke mir das Ufer an, die Befestigung, und schaue nach Schläuchen und Rohren." Unterstützt wird die Ingenieurin heute von Praktikantin Maria Müller und Tine Jordan, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert.

Am Morgen sind sie am Stadtrand von Lüneburg gestartet, langsam geht es flussabwärts Richtung Elbe, am Ufer immer wieder Schilfgürtel und Waldstücke. Tine Jordan steuert. Trotz Hitze und Bremsen ist sie mit Freude dabei. "Ich finde es wichtig, auf die Problematik und den Schutz der Gewässer aufmerksam zu machen", betont die 20-Jährige.

Abrahams hat eine spezielle Kamera dabei, die automatisch auch die GPS-Daten erfasst. So lassen sich der genaue Standort und der Eigentümer ermitteln. "Immer wieder beobachten wir, dass die Flüsse angezapft werden", sagt Wulf-Rüdiger Hahn, stellvertretender Fachdienstleiter Umwelt. Durch das aktuelle Wetter gerate das ökologische Gleichgewicht durcheinander, erklärt der Wasserbauingenieur. "Wenn die Wassertemperatur steigt, sinkt der Sauerstoffgehalt." Nun gelte es vor allem, die Gewässer und die darin lebenden Tiere zu schützen.

Viel Wasser brauchen derzeit vor allem die Bauern, Hahn zeigt Verständnis. "Uns ist ihre schwierige Lage angesichts der Trockenheit durchaus bewusst", betont er. Dennoch gehe der Gewässerschutz vor, der sei von größter Bedeutung für Mensch und Natur.

Für Landwirte gibt es einen legalen Weg, das nasse Gut zu nutzen. So dürfen Weidepumpen eingesetzt werden, bei denen die Tiere an der Tränke mit der Schnauze gegen einen Hebel stoßen. Eine Pumpe liefert dann nur so viel Wasser, wie benötigt, das Vieh nähert sich nicht dem Fluss. Auch Hobbygärtner dürfen das Wasser nicht mit Pumpen oder Schlauch entnehmen, erklärt Hahn. Mit Eimer oder Gießkanne sei es der geringen Mengen wegen nach dem Wassergesetz erlaubt.

Am Nachmittag holt Hahn die drei Paddlerinnen ab, in gut sechs Stunden haben sie rund 14 Kilometer geschafft. "Wir haben zwei Pumpen gefunden, obskure Befestigungen und Gartenabfälle", sagt Abrahams. Auch seien einige Zäune zu dicht am Ufer gewesen. Im Übrigen müssten die Fotos ausgewertet werden. Verstöße könnten teuer werden, es drohten Strafen von bis zu 50 000 Euro, sagt Hahn. "So schön der Sommer auch ist – was am meisten hilft und mich besonders für die Landwirte freuen würde, wäre wieder einmal richtiger Landregen."

"Landesweit scheinen größere Verstöße noch kein Thema zu sein, das Umweltministerium hätte sonst Erkenntnisse darüber", sagt eine Ministeriumssprecherin in Hannover. Zuständig seien die Landkreise mit ihren unteren Wasserbehörden.