1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Deutschland
  6. >
  7. Suche nach Beweisen in der Weser

Kindesmissbrauch Suche nach Beweisen in der Weser

Nach der erfolgreichen Fahnung mit dem Foto eines missbrauchten, vierjährigen Mädchens hält sich die Staatsanwaltschaft Hannover bedeckt.

12.10.2017, 18:02

Hannover (dpa) l Nach der aufsehenerregenden öffentlichen Fahndung im Fall eines missbrauchten vierjährigen Mädchens sucht die Polizei mit einem Großaufgebot nach Beweismitteln. Am Donnerstag waren die Beamten wie schon am Mittwoch am Ufer der Weser im Einsatz. "Es wurden Gegenstände geborgen, aber wir müssen abwarten, ob sie für das Verfahren von Bedeutung sind", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover, Kathrin Söfker.

Die Ermittler hatten am Montagabend einen 24-Jährigen aus dem niedersächsischen Kreis Wesermarsch festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, das Kind zwischen Oktober 2016 und Juli 2017 mehrfach schwer sexuell missbraucht zu haben. Die Polizei hatte am Montag ein aus dem Darknet stammendes Foto des missbrauchten Mädchens veröffentlicht, um den unbekannten Täter zu finden.

Die Ermittlungen gegen den 24-Jährigen werden von der Staatsanwaltschaft Hannover geführt, weil diese eine auf Kinderpornografie spezialisierte Zentralstelle hat. Sie arbeitet eng mit der von der Polizei Delmenhorst eingerichteten 18-köpfigen Sonderkommission "Fotofahndung" zusammen. Der Mann soll Aufnahmen der Übergriffe auf einer kinderpornografischen Plattform verbreitet haben. Er sitzt in Untersuchungshaft. Ob er sich zu den Vorwürfen geäußert hat, wollten die Ermittler am Donnerstag nicht sagen.

Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte die öffentliche Fahndung damit begründet, dass die Befürchtung bestand, dass das Mädchen weiterhin seinem Peiniger ausgesetzt war. Aus Sicht der Opferschutzorganisation Weißer Ring müssen Fahnder in jedem Einzelfall zwischen den Persönlichkeitsrechten und dem Schutz des Opfers abwägen. "Dabei spielen auch Kriterien wie die Schwere der Straftat und die akute Gefahr, die vom Täter für das Opfer ausgeht, eine große Rolle", sagte Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Der Weiße Ring bat alle Medien und Nutzer sozialer Netzwerke, dem BKA-Aufruf zu folgen und die Bilder zu löschen, "um dem Opfer und seinen Angehörigen weiteres Leid zu ersparen". Bei öffentlichen Fahndungsaufrufen der Polizei empfiehlt das BKA laut einer Sprecherin, in sozialen Netzwerken immer nur den Link zur Polizei zu teilen und keine Fotos oder Texte zu kopieren.