Oktoberfest Sturm im Maßkrug

Er steigt und steigt, der Bierpreis auf dem Oktoberfest. Jetzt will Wiesn-Chef Josef Schmid den Wirten den Höchstpreis diktieren.

Von Sabine Dobel 07.05.2017, 23:01

München (dpa) l Das teure Bier auf der Wiesn, das ist in München ungefähr so ein Gesprächsthema wie andernorts das schlechte Wetter. In diesem Jahr will der Wiesnchef und zweite Bürgermeister Josef Schmid den Höchstpreis für die Maß für drei Jahre bei 10,70 Euro einfrieren, dem Maximalpreis des Vorjahres. Das ungewöhnliche Konstrukt eines von öffentlicher Seite verhängten Preisdiktats hatte sich Schmid extra bei den Wettbewerbshütern im Freistaat absichern lassen: Die Kartellbehörde gab grünes Licht.

Der Vorschlag sorgte allerdings für frostige Stimmung zwischen Wiesnchef und Wirten. Und heizte die Stimmung im Rathaus auf. Zeitweise argwöhnten Medien, das Rathausbündnis aus SPD und CSU stehe auf der Kippe. Das wurde freilich dementiert: Eine Auseinandersetzung gehöre zum politischen Geschäft.

Für Dienstag steht das Thema auf der Tagesordnung des Wirtschaftsausschusses. Acht CSU-Mitglieder, sieben von der SPD, drei von den Grünen und Einzelvertreter kleiner Parteien – da könnten die Fetzen fliegen. Weil jede Stimme zählt und das Thema so heiß umkämpft war, soll es in die Vollversammlung am 17. Mai vertagt werden. Die Grünen wollen das beantragen, weil zwei der drei Ausschussmitglieder auf einer Stadtratsreise sind. Die SPD wiederum will das Thema wegen der Wichtigkeit lieber im Plenum diskutieren.

Schmid wollte sein Konzept bereits im März rasch durch den Wirtschaftsausschuss bringen – doch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nahm das Thema nicht auf die Tagesordnung.

Die Bierpreisbremse ist nur ein Teil von Schmids Wiesn-Konzept, bei dem es um die Finanzierung von rund fünf Millionen Euro Zusatzkosten für Sicherheitsvorkehrungen wegen der Terrorgefahr geht. Vor allem die hohe Zahl von 450 Ordnern für die neuen Eingangskontrollen schlug 2016 zu Buche. Schmid will sich diese zusätzlichen Kosten über eine Umsatzpacht von den Wirten holen. Damit die Mehrkosten nicht über den Bierpreis beim Besucher landen, will er die Bierpreisbremse. Um den Wirten aber einen Ausgleich beim Umsatz zu ermöglichen, hat er die Verlängerung der Wiesn um einen Tag vorgeschlagen.

Die SPD hält sich in ihrer Haltung zu dem Konzept bedeckt, während die Grünen offen kritisieren: „Einer Deckelung des Bierpreises werden wir nicht zustimmen. Das halten wir für reinen Populismus“, sagte der Sprecher der Grünen-Fraktion, Markus Viellvoye. Auch der Zusatztag stößt nicht auf Gegenliebe. 16 Festtage, manchmal, wenn der 3. Oktober dazukommt, mehr: „Wir glauben, das reicht einfach.“

Die Wirte haben zuletzt stillgehalten. Wenn die Bierpreisfrage am 17. Mai ins Plenum gehen sollte, haben sie womöglich genügend Fürsprecher. Nicht zuletzt war das Bier auf dem Oktoberfest schon sehr früh teurer als „normales“ Bier. Als 1872 das für die Wiesn reservierte Sommerbier ausging, begann Wiesnwirt Michael Schottenhamel mit dem Ausschank des sogenannten Märzenbieres. Es war stärker, kostete 12 Kreuzer – und war damit 3 Kreuzer teurer. Und es kam bestens an. Schottenhamel hatte die Münchner Seele durchschaut. Er wird mit den Worten zitiert: „Wann d‘Münchner was richtigs kriangn, na schaug‘n s‘Geld net an.“