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Paketbomben DHL-Erpresser hält Nation in Atem

In der Vorweihnachtszeit werden Pakete normalerweise freudig erwartet. Seit DHL mit Paketbomben erpresst wird, sieht das anders aus.

Von Oliver Beckhoff 07.12.2017, 23:01

Potsdam/Berlin (dpa) l Im Zuge der Erpressung des Paketdienstleisters DHL mehren sich im Raum Berlin-Brandenburg die Fehlalarme wegen verdächtiger Pakete. Es gebe einen merklichen Anstieg der Fehlalarme, seit einer Apotheke in Potsdam in der Vorwoche eine Paketbombe zugestellt worden sei, sagte ein Polizeisprecher in der Nacht zum Donnerstag. So hätten unter anderem unerwartet früh zugestellte Weihnachts- geschenke oder unerwartete Werbesendungen in der vergangenen Woche mehrfach Sprengstoffexperten auf den Plan gerufen.

Auch in anderen Regionen Deutschlands stieg die Alarmbereitschaft, wie ein Beispiel vom Nikolaustag im rheinland-pfälzischen Cochem an der Mosel zeigt. Wegen eines Nikolauspakets ohne Absender hatte der Empfänger die Polizei gerufen – die aus Sicherheitsgründen kurzerhand den Marktplatz evakuieren ließ und Sprengstoffexperten des Landeskriminalamts herbeirief. Die Evakuierung wurde schließlich aufgehoben, nachdem der Empfänger das Paket selbst geöffnet hatte. In Ulm löste ein besorgter Apotheker am Mittwoch ebenfalls einen Fehlalarm aus. In dem Päckchen ohne Absender war ein Weihnachtsgeschenk zu Werbezwecken.

Die erhöhte Alarmbereitschaft in der Bevölkerung begrüßt die Polizei trotz der Fehlalarme und warnt weiter vor dem Öffnen verdächtiger Pakete. Der unbekannte Erpresser hatte Anfang November bereits eine Paketbombe an einen Online-Versandhändler in Frankfurt (Oder) geschickt. In einem verschlüsselten Schreiben wurde DHL zur Zahlung einer Geldsumme in Höhe von mehreren Millionen Euro aufgefordert.

Bei der Bußgeldstelle der Polizei in Gransee im Norden von Berlin ging bereits am Montag ein verdächtiges Paket ein, wie die Polizei per Twitter mitteilte. Das Gebäude sollte evakuiert werden. Der Tweet wurde allerdings wenig später wieder gelöscht. Es habe sich um einen Fehlalarm gehandelt, sagte eine Sprecherin. Im Paket befand sich nur ein Christstollen.

Der Thüringer Staatskanzlei in Erfurt erging es am Montag ähnlich. Ein Paket wurde von der Polizei sichergestellt. Darin befanden sich nur Kataloge. Im Landratsamt von Sondershausen wurde ein Gebäudeteil evakuiert, nachdem ein verdächtiger Brief auftauchte.

Am Donnerstag erhärtete sich die Annahme, dass die in die Potsdamer Apotheke verschickte Paketbombe mit Batterien zündfähig war. „Es war eine Sprengvorrichtung, die bei einer Umsetzung erhebliche Gefahr für Leib und Leben bedeutet hätte“, sagte Innenstaatssekretärin Katrin Lange im Innenausschuss des Brandenburger Landtags. An einer Metallbüchse mit Nägeln und einem sogenannten Polenböller seien mehrere Batterien angeschlossen gewesen. Daher werde wegen räuberischer Erpressung und Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion ermittelt.

Der Paketdienstleister DHL wird um eine Millionensumme erpresst. Nach Angaben des brandenburgischen Innenministeriums sind bei der Sonderkommission „Quer“ bis Donnerstagmittag knapp 120 Hinweise eingegangen. Dadurch habe sich bislang jedoch keine heiße Spur ergeben.