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Rekord Deutschland war nie länger ohne Regierung

SPD und CDU wollen im Januar sondieren, ob sie koalieren wollen. Länger war Deutschland noch nie ohne neue Regierung.

19.12.2017, 23:01

Berlin (dpa) l Ganze 86 Tage benötigten die Koalitionäre von Union und SPD im Jahr 2013 bis zur Vereidigung ihres Kabinetts – nie musste Deutschland länger auf eine neue Regierung warten. Dieser Rekord wurde gestern eingestellt, heute wird er überboten.

Ob unter Adenauer, Brandt oder Merkel: Die Geschichte der Koalitionsverhandlungen ist auch ein Spiegel der Demokratie in Deutschland.

Am Anfang war noch das Kaffeekränzchen. Kuchen, Kaffee und Wein standen in Rhöndorf auf dem Tisch, als sich im August 1949 Vertreter von CDU und CSU bei „Dr. Adenauer“ zum Gespräch trafen. Noch war alles neu: das Grundgesetz, das Parlament, die freien Wahlen nach Jahren der Diktatur. Koalitionsverträge waren noch unbekannt, Abmachungen trafen die Parteivorsitzenden per Brief. Einen Monat nach der Wahl stand die Regierung aus CDU, CSU, FDP und Deutscher Partei (DP).

Die Wahl 1957 brachte der Union dann einen bisher unerreichten Rekord: die absolute Mehrheit der Stimmen und der Mandate. Trotzdem gingen CDU und CSU eine Koalition mit der DP ein, um das bürgerliche Lager zu stärken.

Den Rekord für die kürzeste Dauer der Regierungsbildung schafften SPD und FDP im Jahr 1969. Schon nach 24 Tagen war alles geklärt. Sehr schnell waren 1983 die reinen Koalitionsverhandlungen beendet. Nur sechs Tage lang besprachen sich die Union unter Helmut Kohl und die FDP unter Hans-Dietrich Genscher – bis zur Bildung der Regierung dauerte es aber ebenfalls 24 Tage. Auch 1972 ging es fix: Die sozialliberale Koalition brauchte nur zwei Tage länger, um sich zu formieren.

Außergewöhnlich lange dauerten die Regierungsbildungen dagegen unter Helmut Schmidt und Angela Merkel. Ob Rot-Gelb, Schwarz-Rot oder Schwarz-Gelb: Erst nach im Durchschnitt gut 60 Tagen standen die Kabinette. Drei Wochen weniger reichten Union und SPD 2005.

Union und SPD wollen ab Januar sondieren, die Sozialdemokraten am 21. Januar auf einem Parteitag über mögliche Koalitionsgespräche abstimmen. Zudem streitet die SPD um ihre Ausrichtung. Ex-Parteichef Sigmar Gabriel hatte von seiner Partei eine grundlegende Kurskorrektur gefordert.