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Schulbeginn Jedes fünfte Kind startet mit Sprachstörungen

Mehr als 20 Prozent der Kinder werden mit Sprachproblemen eingeschult. Häufig hängt die Sprachentwicklung von der Bildung der Eltern ab.

Von Christian Brahmann 11.09.2017, 08:22

Hannover (dpa) l Ein Fünftel der niedersächsischen Kinder im Vorschulalter hat Sprachstörungen. Das ist das Ergebnis der Schuleingangsuntersuchung 2016, wie das Landesgesundheitsamt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Bei rund 21 Prozent der Mädchen und Jungen gebe es vor der Einschulung Sprachauffälligkeiten. Im Vergleich zu 2015 habe sich der Anteil nur minimal verändert. Untersucht wurden jeweils rund 65.000 Kinder.

Jungen hätten mit rund 25 Prozent häufiger Sprachdefizite als Mädchen mit rund 17 Prozent, sagte der Sprecher der Behörde, Holger Scharlach. Großen Einfluss auf die Sprachentwicklung habe die Bildung der Eltern. Bei Kindern aus bildungsfernen Haushalten werden nach Angaben des Gesundheitsamtes häufiger Sprachstörungen festgestellt (31,3 Prozent) als bei Kindern aus bildungsnahen Haushalten (15,1 Prozent).

Die Untersuchungsergebnisse zeigten auch, dass der Besuch eines Kindergartens häufig die Erkennung von Sprachstörungen und damit eine frühe Behandlung ermögliche, berichtete Scharlach. Von den sprachauffälligen Kindern, die zuvor keinen Kindergarten besucht hätten, sei nur ein Drittel in Behandlung. Bei zwei Dritteln seien Empfehlung für Fördermaßnahmen ausgesprochen worden. Wenn die angehenden Grundschüler vorher im Kindergarten waren, ist das Verhältnis laut Gesundheitsamt genau umgekehrt.

Scharlach wies daraufhin, dass bei der Untersuchung ausschließlich Sprachentwicklungsstörungen untersucht würden und nicht die Kenntnisse der deutschen Sprache. Es müsse davon ausgegangen werden, dass sich die Ergebnisse von Flüchtlingskindern nicht von denen der deutschen Kinder unterscheiden. Die Beurteilung der Sprachentwicklung sei bei nicht deutschsprachigen Kindern allerdings schwieriger.

"Die gute Nachricht ist, dass Kinder von frühkindlichen Einrichtung profitieren", sagte Ulla Licandro vom Institut für Sonderpädagogik der Uni Hannover. Es sei deren Aufgabe, Sprachprobleme zu entdecken und die Kinder entsprechend zu fördern. Mit qualitativ guten Angeboten könnten sehr viele der Probleme aufgefangen werden.

"Mit sieben Prozent hat bundesweit nur ein kleiner Teil der Kinder langfristig gravierende Schwierigkeiten, die eine Therapie nötig machen", betonte Licandro. Studien zeigten, dass Kinder sprachlich sehr davon profitieren, wenn mit ihnen schon im Säuglingsalter viel gesprochen und ihnen vorgelesen wird. Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung (SEU) werden in Niedersachsen alle Kinder vor der Einschulung ärztlich untersucht. Sie dient dazu, möglichen Förderbedarf frühzeitig zu erkennen und Eltern zu beraten, wie ihr Kind unterstützt werden kann.