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Versicherer fordern: Rentner ab 75 sollen zum Fahrtest

Senioren sind statistisch gesehen für mehr Unfälle verantwortlich als Fahranfänger. Versicherer fordern nun Pflichtfahrtests ab 75.

Von Alexander Walter 27.01.2017, 00:01

Magdeburg l Rumms, da hat’s gekracht! Der Rentner am Steuer hatte das Vorfahrt-Schild übersehen. Drei Viertel aller Unfälle, an denen Senioren ab 75 beteiligt sind, haben sie selbst verursacht. Das geht aus einer Studie der Versicherer hervor. Die Branche fordert nun Pflichtfahrtests ab 75. Mit dem Thema beschäftigt sich seit seit Donnerstag der Verkehrsgerichtstag in Goslar.

Eine Stunde lang sollen Senioren unter den Augen eines geschulten Begleiters ihre Fahrtauglichkeit unter Beweis stellen, sagt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer. Standards wollen die Versicherer noch in diesem Jahr erarbeiten. Einen Zwang zur Abgabe der Fahrerlaubnis soll mit den Tests nicht verbunden sein. Vielmehr soll die oft mangelnde Selbsterkenntnis körperlicher Einschränkungen gestärkt werden, sagt Brockmann.

Hintergrund für die Forderung ist auch die demografische Entwicklung. Noch sind Unfälle älterer Fahrer in absoluten Zahlen eher selten. In zehn Jahren wird sich die Zahl autofahrender Senioren aber verdoppelt haben. Von ihnen verursachte Unfälle könnte dann zum Problem werden.

Widerspruch kommt von der Landesseniorenvertretung, aber auch von Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel (CDU). Erfahrungen in den Niederlanden und Finnland hätten keinerlei Sicherheitsnutzen gezeigt, sagt Wolfgang Fastenmeier, Professor für Psychologie des Verkehrswesens. Die Abgabe des Führerscheins - ob freiwillig oder nicht - beschleunige den körperlichen Abbau im Alter. Auch das Risiko für Depressionen steige signifikant an.