Weihnachtsmärkte Poller und Polizisten

Vor Beginn der Weihnachtsmarkt-Saison haben viele Städte die Sicherheitskonzepte überarbeitet.

05.11.2017, 23:01

Frankfurt/Main (dpa) l Betonpoller und Polizeiautos, Sandsäcke und ein Weihnachtsbaum sollen in der Adventszeit einen Anschlag mit einem Lastwagen wie vor einem Jahr in Berlin verhindern. Auf den Weihnachtsmärkten in vielen deutschen Städten werden auch mehr Sicherheitskräfte und Polizisten unterwegs sein. In Köln nimmt Security-Personal extra an einer Polizeischulung teil. Frankfurt am Main richtet eine Polizeiwache auf dem Weihnachtsmarkt ein. Zu den uniformierten Kräften kommen in vielen Städten Polizisten in Zivil.

Videoüberwachung und Lautsprecheranlagen sowie vereinzelte Taschenkontrollen sollen in der dunklen Jahreszeit ebenso ein unbeschwertes Vergnügen bei Glühwein und Lebkuchen ermöglichen. Die meisten Menschen lassen sich von der abstrakten Gefahr eines Terroranschlags auch gar nicht schrecken. Fast drei Viertel der Erwachsenen geben in einer repräsentativen Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov an, mindestens einen Weihnachtsmarkt besuchen zu wollen.

Große und berühmte Weihnachtsmärkte sind nach Einschätzung eines Terrorismus- und Radikalisierungsforschers von der Universität Kiel grundsätzlich ein attraktives Ziel für Terroristen. „Da sind viele Menschen, es gibt einen ungehinderten Zugang, und sie sind ein Symbol sowohl für Christentum als auch für Konsumkultur“, sagte Jannis Jost vom Institut für Sicherheitspolitik.

Beim weltweit bekannten Nürnberger Christkindlesmarkt etwa werden die Zufahrten erneut mit Polizeifahrzeugen versperrt. Alle Marktleute werden über einen SMS-Verteiler benachrichtigt, wenn eine Gefahr droht – die kann aber auch von Taschendieben oder einem Unwetter herrühren. Dazu kommen Lautsprecheranlagen.

Frankfurt und Ulm gehören zu den Städten, die in diesem Jahr erstmals massive Betonsperren an den großen Zufahrtswegen aufstellen. Hamburg und Berlin setzen ebenso auf Betonpoller. In Potsdam, Cottbus und Erfurt wurden schon nach dem Anschlag des Tunesiers Anis Amri im Dezember 2016 Betonklötze in den Innenstädten aufgestellt. Dortmund richtet ein zeitlich begrenztes Fahrverbot und Sperren für Lastwagen in der Innenstadt ein.

Poller seien grundsätzlich eine gute und preiswerte Schutzmaßnahme, sagte Terrorismusforscher Jost. Die Wirksamkeit hänge aber von der Qualität der Betonsperre ab. „Weil es keine goldene Lösung gibt, halte ich Maßnahmen für besonders gut, die gegen eine Vielzahl von möglichen Bedrohungen wirken“, sagte Jost. „Gut ausgebildete und gut ausgestattete Polizisten sind durch nichts zu ersetzen, weil sie auf alles reagieren können, vom verlorenen Kleinkind über Taschendiebe bis zum massiven Terroranschlag.“