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Mammutkonferenz Klimagipfel im Schatten des Terrors

Beim UN-Gipfel in Paris soll ein internationaler Klimavertrag erarbeitet werden. Die Minister verhandeln in einer Stadt im Ausnahmezustand.

Von Anne-Béatrice Clasmann 27.11.2015, 23:01

Paris (dpa) l "Jetzt erst recht“, erklärte die Leiterin des UN-Klimasekretariats, Christina Figueres, wenige Stunden nach der Terrorserie von Paris. Auch Frankreichs Regierung hält am UN-Klimagipfel fest, der an diesem Montag (30. 11.) in der französischen Hauptstadt beginnen soll. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagt: „Vielleicht könnte eine erfolgreiche Klimakonferenz ein Signal an die Menschen in der Welt sein, dass wir etwas zum Besseren ändern, dass wir verstanden haben, dass wir die Lehren ziehen aus so viel Not und so vielen Fluchtursachen, zu denen nicht noch neue kommen sollen.“

Dass rund 150 Staats- und Regierungschefs zum Auftakt in der vom Terror verwundeten französischen Hauptstadt anreisen, soll nicht nur zeigen, wie ernst sie die Risiken des Klimawandels nehmen. Es soll auch ein Beweis sein dafür, dass sich die Weltgemeinschaft nicht dem Diktat islamistischer Fanatiker unterwirft.

Für die Delegierten aus 195 Nationen wird der Gipfel nicht nur aufgrund der strengen Sicherheitsvorkehrungen rund um den Konferenzort in Le Bourget anstrengend. Es gibt auch keine Garantie, dass der neue Weltklimavertrag, der ab 2020 gelten soll, überhaupt zustande kommt.

Außerdem ist schon jetzt klar: Die von den Teilnehmerstaaten angekündigten Maßnahmen zur Begrenzung der klimaschädigenden Treibhausgas-Emissionen reichen nicht aus. Denn selbst wenn alles so wie versprochen umgesetzt werden sollte, würde die Temperatur auf unserem Planeten um etwa 2,7 Grad im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung steigen. Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass die Folgen des Klimawandels nur dann einigermaßen erträglich bleiben, wenn ein Anstieg um mehr als zwei Grad verhindert wird.

Doch ist das überhaupt noch realistisch? Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sagt: Ja. „Wir sollten jetzt nicht in Depression verfallen, es ist noch nicht zu spät.“ Eine Voraussetzung dafür, dass das Zwei-Grad-Ziel doch noch erreicht wird, ist seiner Ansicht nach eine noch deutlichere Abkehr der Industrienationen von fossilen Brennstoffen.

Auch die Bundesregierung hofft, dass in Paris ein Klimavertrag mit einem „Ambitionsmechanismus“ unterzeichnet wird. Das heißt: Alle Vertragsstaaten sollen ihre Anstrengungen für die Reduzierung von CO2 und anderen Treib- hausgasen nach dem geplanten Inkrafttreten des Vertrages im Jahr 2020 noch einmal verstärken. Dabei hofft man auch, dass der technische Fortschritt helfen wird, den Anteil erneuerbarer Energie weltweit zu steigern. Die Rede ist von einer Überprüfung der Klimaziele alle fünf Jahre. Beschlossen ist das aber noch nicht.

Auf der Bremse stehen in Sachen Klimaschutz unter anderem Golfstaaten wie Saudi-Arabien, für die der Export von Öl und Gas mit Abstand die wichtigste Einnahmequelle ist. Allerdings würden die Golfaraber neben den Bewohnern kleiner Inselstaaten zu den Menschen gehören, die besonders stark unter den Folgen der Erderwärmung zu leiden hätten.

Deutschland will seine Treibhausgas-Emissionen von 1990 bis 2030 um 55 Prozent senken. Umweltverbände halten das für unrealistisch – es sei denn, Deutschland würde rasch aus der Kohle aussteigen. Auch wenn Deutschland in Sachen Klimaschutz als Vorreiter wahrgenommen wird: Noch wichtiger ist die Entwicklung in den USA und in China, die zusammen etwa 40 Prozent der Treibhausgase verantworten. Zwar haben beide Klimasünder Besserung gelobt. Doch die Experten sind mit den Zusagen nicht zufrieden.