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Streit in der AfD Höcke löst Empörung aus

Thüringer Politiker nennt Holocaust-Mahnmal in Berlin ein „Denkmal der Schande“.

18.01.2017, 23:01

Dresden (dpa/ck) l Mit seiner massiven Kritik am Holocaust-Gedenken hat der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin sagte Höcke auf einer Veranstaltung der Jungen Alternative am Dienstagabend in Dresden: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“ Höcke sprach von einer „dämlichen Bewältigungspolitik“.

Höcke wies „bösartige und bewusst verleumdende Interpretationen“ seiner Rede zurück. Er habe „den Holocaust, also den von Deutschen verübten Völkermord an den Juden, als Schande für unser Volk bezeichnet“. Er habe gesagt, „dass wir Deutschen diesem auch heute noch unfassbaren Verbrechen, also dieser Schuld und der damit verbundenen Schande, mitten in Berlin ein Denkmal gesetzt haben“.

Während AfD-Vize Alexander Gauland Höcke in Schutz nahm, äußerten andere AfD-Politiker deutliche Kritik. „Zum wiederholten Male drückt sich Björn Höcke sehr missverständlich aus, um es vorsichtig zu formulieren. Zum wiederholten Male rührt er dabei mit größter Ignoranz an einer 12-jährigen Geschichtsepoche, deren Revision wahrlich nicht die Aufgabe der AfD ist“, sagte Nordrhein-Westfalens AfD-Vorsitzender Marcus Pretzell der „Bild“-Zeitung. „Björn Höcke ist mit seinen Alleingängen und ständigen Querschüssen zu einer Belastung für die Partei geworden“, erklärte AfD-Chefin Frauke Petry in der Wochenzeitung „Junge Freiheit“.

Auch von der AfD in Sachsen-Anhalt kommt scharfe Kritik. Der parlamentarische Geschäftsführer der Landtagsfraktion, Robert Farle, sagte der Volksstimme: „Ich halte die Aussagen von Herrn Höcke nicht für sinnvoll, das ist nicht durchdacht. So etwas hilft uns nicht.“ Der Landtagsabgeordnete Daniel Roi erklärte: „Die Dresdner Rede hat uns nicht vorangebracht.“

AfD-Landeschef André Poggenburg war für die Volksstimme am Mittwoch nicht zu sprechen. Gegenüber der „Jungen Freiheit“ bezeichnete Poggenburg die Äußerungen Höckes als „unglücklich und nicht zielführend“. „Den Menschen brennt momentan die aktuelle Asylpolitik unter den Nägeln und nicht die Geschichtspolitik“, so Poggenburg.

Die Fraktionschefs der Linken im Bundestag warfen Höcke Volksverhetzung vor. Sie würden deshalb gegen ihn Strafanzeige erstatten, kündigten Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch am Mittwoch an. Ihr Parteifreund Diether Dehm stellte bereits eine entsprechende Anzeige. In Thüringen wurde die Entlassung Höckes als Beamter gefordert. Er ist als Lehrer für Geschichte und Sport derzeit beurlaubt.

Der Zentralrat der Juden nannte Höckes Worte „zutiefst empörend und völlig inakzeptabel“.