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Abschluss Katholikentag hält zu den Flüchtlingen

Fünf Tage lang haben Christen in Leipzig diskutiert, gebetet und gefeiert. Zentrales Thema des Katholikentages war die Flüchtlingsfrage.

29.05.2016, 23:01

Leipzig (epd). Mit einem Appell für eine gerechte und menschliche Flüchtlingspolitik ist am Sonntag der 100. Deutsche Katholikentag zu Ende gegangen. Im Abschlussgottesdienst rief der Münchener Erzbischof Reinhard Marx zu einer von Barmherzigkeit geprägten Flüchtlings- und Asylpolitik auf.

Grundlage für die Kirchen sei das Evangelium, das werde nicht von Meinungs- oder Stimmungsfragen abhängig gemacht, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Er rief Christen dazu auf, sich in der Politik einzumischen.

Das katholische Laientreffen stand von Mittwoch bis Sonntag unter dem Motto „Seht, da ist der Mensch“. „Es kann keine Gottesverehrung mehr geben in unserer christlichen Perspektive, ohne den Menschen in den Blick zu nehmen“, sagte Marx bei strahlendem Sonnenschein vor laut Veranstalterangaben rund 25 000 Zuhörern auf dem zentralen Augustusplatz. Mit seinem leidenschaftlichen Plädoyer für Nächstenliebe in der Flüchtlingspolitik wies er indirekt Kritik der AfD zurück.

AfD-Chefin Frauke Petry hatte am Sonntag im Deutschlandfunk Kritik von Parteikollegen an der Flüchtlingshilfe der Kirchen und ihrer Wohlfahrtsverbände bekräftigt. Sie warf den Kirchen vor, aus eigenen, auch finanziellen Interessen heraus zu handeln.

Die Diskussion über den Ausschluss der AfD von den Podien des Katholikentags hatte bis zum Schluss angehalten. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, das das Laientreffen organisiert, betonte in seiner Abschlussrede erneut, der Katholikentag wende sich gegen alle, die Sorgen und Ängste schürten. Am Samstag hatte Sternberg gesagt, der Katholikentag habe deutlich gezeigt, dass in der Kirche engagierte Menschen „für eine solidarische, tolerante und nach innen und außen offene Gesellschaft einstehen“.

Zum Jubiläums-Katholikentag waren 34 000 Dauer- und 6000 Tagesgäste zusammengekommen, um Gottesdienste zu feiern und über aktuelle Fragen zu diskutieren. Damit blieb die Teilnehmerzahl hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück.

Auf Podien ging es mit teils prominenten Gästen, darunter Bundespräsident Joachim Gauck und Bundesminister, unter anderem um Flüchtlingspolitik und den Islam.

Am Wochenende bestimmten globale Gerechtigkeit, Rechtsextremismus, die digitale Welt, das Verhältnis zur evangelischen Kirche und innerkirchliche Reformfragen die Diskussionen.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) forderte ein europäisches Kartellrecht für Internetkonzerne. Während EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) für das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP zwischen Europa und den USA warb, demonstrierten am Sonnabend mehrere hundert Menschen in Leipzig dagegen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte eine „Eine-Welt-Verträglichkeitsprüfung“ für politische Entscheidungen.

Innerkirchliche Einigkeit herrschte bei der Forderung nach der Diakonen-Weihe für Frauen. Die Kirche müsse sich mit ihren Reformen beschäftigen, um „schlagkräftig für die Aufgaben nach außen“ zu sein, sagte Sternberg. Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ drängte darauf, „endlich den Mut zu haben“, die zahlreichen Impulse von Papst Franziskus aufzugreifen.

Ein Schlaglicht auf die Ökumene warfen am Sonnabend in der Thomaskirche die obersten Repräsentanten Bedford-Strohm und Marx. Knapp 500 Jahre nach einem Streitgespräch zwischen Martin Luther und Johann Maier aus Eck in Leipzig unterstrichen sie die bislang erreichte Versöhnung. Marx sah ein „Vorankommen auf dem Weg“, Bedford-Strohm appellierte mit Blick auf den Streit über das gemeinsame Abendmahl, es sei „fruchtlos“, alte Debatten weiter zu führen. Gleichzeitig betonte er, die protestantische Kirche könne „nie unter die Rechtsgewalt des Papstes gestellt werden“.