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AfD-Parteitag Verletzte bei Protesten in Hannover

Unter dem Schutz von mehreren Hundertschaften der Polizei hat in Hannover der Bundesparteitag der AfD begonnen.

02.12.2017, 11:55

Hannover (dpa) l Bei Protesten gegen den AfD-Bundesparteitag in Hannover sind mehrere Polizisten und mindestens ein Demonstrant verletzt worden. Die Polizei löste am Samstagmorgen vor Beginn des Delegiertentreffens Blockaden mehrerer hunderter AfD-Gegner auf. Dabei wurden auch Wasserwerfer eingesetzt.

Demonstranten, die rund um das Kongresszentrum protestierten, hatten versucht, Zufahrtswege zu blockieren. Dazu versammelten sie sich auf wichtigen Straßenkreuzungen. Da einige Delegierte wegen der Proteste Probleme hatten, zum Veranstaltungsort zu gelangen, begann der Parteitag verspätet.

Wie die Polizei mitteilte, wurde unter anderem ein Beamter durch einen Flaschenwurf an der Hand verletzt. Ein anderer wurde von einem Steinwurf am Helm getroffen, blieb aber unverletzt. Ein Demonstrant, der sich mit einem anderen an einer Metallpyramide festgekettet hatte, brach sich nach Polizeiangaben das Bein und kam ins Krankenhaus.

Davon abgesehen blieb es bis auf kleinere Rangeleien bei den Protesten zunächst weitgehend friedlich. Demonstranten kritisierten allerdings den Wasserwerfereinsatz bei Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Am Mittag formierte sich ein Demonstrationszug mit vielen hunderten AfD-Gegnern. Sein Ziel war eine Zentralkundgebung im Zentrum der Landeshauptstadt. Auf Transparenten hieß es: "Solidarität statt rechter Hetze" oder "Rassisten und Nazis entgegentreten – Refugees welcome".

Der Vorsitzende des Berliner AfD -Landesverbandes, Georg Pazderski bekräftigte kurz vor Beginn der Veranstaltung seine Absicht, für einen der beiden Spitzenposten zu kandidieren.

Meuthen leitet die Partei seit dem Austritt von Frauke Petry alleine. Der Europaparlamentarier unterhält gute Beziehungen zum rechtsnationalen Flügel um den Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke. Pazderski sind die Ideen von Höcke zu radikal. Er hatte im Bundesvorstand Anfang des Jahres für einen Antrag gestimmt, Höcke wegen einer umstrittenen Rede in Dresden aus der Partei auszuschließen. In dieser Rede hatte Höcke erklärt, die Deutschen bräuchten im Umgang mit der eigenen Geschichte eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad".

Der Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alexander Gauland, wollte eine Kandidatur gegen Pazderski zwar nicht ausschließen, legte sich bis zuletzt aber nicht endgültig fest. Pazderski, ein ehemaliger Bundeswehr-Offizier, hatte in den vergangenen Wochen vor allem im gemäßigten Lager um Unterstützung geworben.

Meuthen hat trotz seines wirtschaftsliberalen Hintergrundes viele Unterstützer im rechtsnationalen Flügel der Partei. Er leitet die AfD seit dem Ausscheiden von Frauke Petry alleine.

Sachsen-Anhalts AfD-Landeschef André Poggenburg erhofft sich vom Bundesparteitag mehr Koalitionsfähigkeit seiner Partei. Poggenburg spricht sich auch dafür aus, dass Jörg Meuthen alleiniger Vorsitzender bleibt. Er will auch Vize-Parteichef werden.

Politiker von SPD und Grünen bekräftigten ihre Forderung nach Überwachung der AfD durch den Verfassungsschutz - auch im Hinblick auf Bestrebungen einzelner AfD-Politiker, die Partei für die rechtsextreme und bereits beobachtete "Identitäre Bewegung" zu öffnen. Er sei schon immer dafür gewesen, sagte SPD-Vize Ralf Stegner dem "Handelsblatt". Der Innenexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz, hält das ebenfalls für "durchaus berechtigt".