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Auseinandersetzung Konflikt im Kosovo immer noch ungelöst

Trotz vieler Ansätze die Probleme im Kosovo zu lösen, hat es bislang keiner geschafft. Noch immer ist die Stimmung angespannt.

Von Thomas Brey, dpa 16.02.2018, 23:01

Pristina l Was wurde nicht schon alles aufgeboten, um den jahrzehntelangen Kosovo-Konflikt zu lösen? Die Nato zwang 1999 unter Beteiligung der Bundeswehr in ihrem ersten Kampfeinsatz nach dem Zweiten Weltkrieg serbisches Militär und Freischärler zum Rückzug aus dem Kosovo. Dort hatten sie zuvor bis zu 800.000 Albaner gewaltsam vertrieben. 2007 stellte der frühere finnische Präsident und Friedensnobelpreisträger Martti Ahtisaari im Namen der UN seinen Kosovo-Plan vor – er existierte nur auf dem Papier.

Es gibt seit fast zwei Jahrzehnten eine UN-Kosovo-Verwaltung (UNMIK) und seit zehn Jahren die größte ausländische EU-Rechtsstaatsmission (EULEX), die beim Aufbau demokratischer Strukturen helfen soll. Schließlich sorgt die von der Nato geführte Schutztruppe (KFOR) für Sicherheit, bei der Bundeswehrsoldaten einer der wichtigsten Teile sind. Schließlich vermittelt die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini seit vielen Jahren weitgehend erfolglos zwischen Kosovo und Serbien. 2013 gab es zwar ein erstes Abkommen – doch wurde das nie umgesetzt.

Niemand konnte bisher den gordischen Knoten zerschlagen. Die über 90-prozentige albanische Bevölkerungsmehrheit verlangt die völkerrechtliche Anerkennung durch Serbien, wie es bisher schon mehr als 110 Staaten weltweit getan hatten. Belgrad will seine frühere Provinz wieder zurückhaben, weil hier seine mittelalterlichen Klöster und Schlachtfelder liegen. Jetzt hat Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vucic als der unbestritten alles bestimmende Politiker in diesem Balkanland Vorschläge für eine dauerhafte Lösung angekündigt.

Obwohl er noch kein einziges Detail veröffentlicht hat, schrillten bei seinen Landsleuten die Alarmglocken. Bischof Amfilohije, immerhin die Nummer zwei in der Orthodoxen Kirche, beschuldigte Vucic sofort, „das Kosovo zu verraten“. „Sie verhalten sich wie Prostituierte“ und wollten das Kosovo gegen die EU-Mitgliedschaft regelrecht verkaufen, donnerte Nationaldichter Matija Beckovic in der Zeitung „Danas“ über Vucic und dessen Regierung. In der Tat wiederholt die EU gebetsmühlenartig, dass eine Mitgliedschaft des Beitrittskandidaten Serbien nur möglich ist, wenn der Kosovo-Konflikt gelöst ist.

Wenn jemand dieses europäische Dauerproblem einer Lösung näher bringen kann, so ist das der starke Mann Vucic. Das sagen jedenfalls europäische Diplomaten hinter vorgehaltener Hand. Denn der habe einen historisch so überragenden Einfluss in seiner Heimat, dass er möglicherweise seine emotional aufgewühlten Landsleute umstimmen kann.