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Banken scheuen Iran Firmen können Geschäfte kaum finanzieren

Monate nach dem Ende des Wirtschaftsembargos fällt es Sachsen-Anhalts Firmen noch immer schwer, Geschäfte im Iran abzuwickeln.

01.06.2016, 13:01

Teheran l Mit einer EC- oder Kreditkarte kommen Besucher aus Europa im Iran nicht weit. Welchen Bankautomaten sie auch ausprobieren, Geld wird ihnen nicht ausgezahlt. Ob Hotelzimmer, Souvenirs vom Basar, Essen im Restaurant – sämtliche Kosten müssen vorher gut kalkuliert werden, ohne Bargeld ist der Europäer mittellos.

Auch Monate nach dem Ende des Wirtschaftsembargos funktioniert der internationale Zahlungsverkehr im Iran noch immer nicht. Was für Touristen eine Unannehmlichkeit sein mag, ist für deutsche Unternehmer eine Katastrophe. Ihre Produkte, die iranische Geschäftspartner gerne kaufen würden, können sie nicht liefern, weil die meisten deutschen Banken keine Geldüberweisungen aus dem Iran annehmen.

Torsten Hildebrand kennt das Drama. Er ist Vertriebschef bei Zorn Instruments in Magdeburg, einer Firma, die hochpräzise Messtechnik unter anderem für den Straßenbau herstellt. "Vor zehn Jahren haben wir die letzten Geräte in den Iran geliefert, danach hat der Westen als weitere Sanktions-Maßnahme die Finanzgeschäfte gekappt." Für Zorn sei das Iran-Geschäft damit erledigt gewesen.

Jetzt nach dem Ende der politischen Eiszeit hofft Hildebrand, dass der Zahlungsverkehr bald wieder funktioniert. "Der Iran will Milliarden in den Straßenbau investieren, insofern wäre für uns der Markt sehr lukrativ." Hildebrand hat sich deshalb auch der Wirtschafts-Delegation aus Sachsen-Anhalt angeschlossen, die in dieser Woche durch das Land reist, um alte Kontakte zu beleben und neue zu knüpfen.

Dass sich die deutschen Banken noch immer weigern, Iran-Geschäfte zu finanzieren, hängt vor allem damit zusammen, dass sie Ärger mit den USA fürchten. Washington hat bislang nicht alle Sanktionsregelungen außer Kraft gesetzt. Einer deutschen Bank, die Geld aus dem Iran annimmt, könnten in den USA noch immer drakonische Strafen drohen – zumindest theoretisch.

Die Bundesregierung hat inzwischen reagiert. Nach Volksstimme-Informationen hat sie dem deutschen Bankenverband ein "Ermutigungsschreiben" zugeschickt, in dem sie dazu auffordert, Iran-Geschäfte nicht mehr prinzipiell auszuschließen. Grund ist unter anderem ein Besuch des Direktors der US-Sanktionsbehörde OFAC, John Smith, Mitte März in Berlin. Smith habe betont, dass die US-Regierung keine Probleme damit hat, wenn deutsche Banken und Unternehmen die neuen Handelsfreiheiten im Iran ausnutzen würden. Einzige Bedingung: Die Geschäfte sollten nicht über US-Banken laufen und nicht in US-Dollar abgewickelt werden.

Bis der Zahlungsverkehr wieder läuft, muss allerdings auch der Iran noch Auflagen erfüllen. Das Land muss noch moderne Bilanzierungs-Standards einführen und unter anderem nachweisen, dass es sich nicht an Terrorismus-Finanzierungen beteiligt. Gegenüber der Delegation aus Sachsen-Anhalt erklärte der deutsche Botschafter in Teheran, Michael von Ungern-Sternberg, er sei zuversichtlich, dass es in vielen Punkten in den kommenden Monaten vorangehen werde.

Manche Unternehmer sind allerdings gewitzt, wollen keine Zeit verstreichen lassen. Beim iranischen Unternehmen OTC, einem Hersteller für Turbo-Kompressoren für die Öl- und Gas-Industrie, stehen in den Werkshallen bereits modernste Produktionsmaschinen aus Deutschland und anderen EU-Ländern. "Wir haben die Geschäfte mit deutschen Unternehmen über Drittstaaten abgewickelt", berichtet OTC-Chef Keyvan. In solchen Fällen fließt das Geld zunächst etwa in die Türkei, um dann an eine Bank in Deutschland weitergeleitet zu werden.

Für Torsten Hildebrand von Zorn Instruments ist das jedoch keine Alternative. "Der Aufwand wäre einfach zu groß." Tatsächlich sind es eher große Firmen, die Millionen-Geschäfte über Drittstaaten abwickeln. Hildebrand hofft deshalb, dass sich die deutschen Banken bewegen, damit auch Mittelständler vom Umbruch im Iran profitieren können.