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Briten-Wahl Entscheidende Wahlen in Großbritannien

Boris Johnson und Jeremy Corbyn sind vor den Parlamentswahlen nochmal an die Wähler heran getreten.

11.12.2019, 23:01

London (dpa) l Premierminister Johnson überraschte gestern Wähler in Yorkshire als Milchmann. Den Fragen eines Reporters ging er mit der Flucht in einen begehbaren Kühlschrank aus dem Weg. Labour-Chef Corbyn startete im schottischen Glasgow und arbeitete sich in Richtung Süden vor.

Die Parlamentswahl am heutigen Donnerstag könnte möglicherweise doch spannender werden als zuletzt gedacht. Einer großangelegten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge ist der Vorsprung der Konservativen von Johnson auf die Labour-Partei kleiner geworden.

Ende November hatte eine ähnliche Erhebung noch eine Mehrheit von 68 Abgeordneten für die Konservativen ergeben. Nun gehen Wahlforscher nur noch von einem Vorsprung von 28 Mandaten für die Tories vor den anderen Parteien aus. Die Konservativen kämen demnach auf 339 von 650 Sitzen, wie die am Dienstagabend veröffentlichte Umfrage ergab. Labour hingegen verbesserte sich um 20 Sitze auf 231 Mandate.

Die Wahllokale sind von 8 Uhr (MEZ) bis 23 Uhr (MEZ) geöffnet. Unmittelbar danach wird eine Prognose im Auftrag der Fernsehsender BBC, ITV und Sky News veröffentlicht. Bei vier von fünf Wahlen seit der Jahrtausendwende lagen die Prognosen grundsätzlich richtig. Fraglich ist, wie hoch die Wahlbeteiligung sein wird. Für heute sagten die Meteorologen schlechtes Wetter in weiten Teilen des Landes voraus. Ob sich die Briten davon abhalten lassen werden, ist unklar.

Regierungschef Johnson hofft auf eine satte Mehrheit, um sein Brexit-Abkommen durch das Parlament zu bringen und sein Land zum 31. Januar aus der Europäischen Union führen zu können.

Doch selbst ein "hung parliament" – eine Sitzverteilung, die keiner der beiden großen Parteien eine Regierungsbildung aus eigener Kraft ermöglicht, kann der Umfrage zufolge nicht ausgeschlossen werden. Johnsons Konservative führten in landesweiten Umfragen bislang konstant mit zehn Prozentpunkten vor Labour. Beide große Parteien legten in den vergangenen Wochen noch einmal erheblich zu Lasten der kleineren Parteien zu, der Abstand zwischen ihnen blieb aber gleich. Das scheint sich nun in erster Linie in den vergangenen Tagen zugunsten von Labour verändert zu haben. Grund dafür dürften vor allem Leihstimmen von Wählern der Liberaldemokraten sein.

Sollte sich diese Entwicklung bis heute verstärken, wäre eine Mehrheit für Johnson möglicherweise in Gefahr.