Bundestagswahl Kampf um Platz drei

Grüne und Linke liegen bei Umfragen gleichauf. Im Wahlkampf setzen sie auf ihre Spitzenkandidaten und wollen drittstärkste Kraft werden.

Von Teresa Dapp und Basil Wegener 21.07.2017, 23:01

Berlin l Das Rennen zwischen Kanzlerin Angela Merkel und Herausforderer Martin Schulz wirkt derzeit nicht gerade offen – bis zu 16 Prozentpunkte trennen Union und SPD. Spannender sieht es dahinter bei Linken, Grünen, FDP und AfD aus. Die „kleinen“ Parteien liegen gleichauf, in der neuesten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen kommen sie alle auf acht Prozent.

Die Grünen wollen dringend wieder mitregieren, ob mit Merkel oder mit Schulz. Die Linke ist da nicht ganz so entschieden, es käme nur Rot-Rot-Grün in Frage. Beide haben das gleiche Ziel: Platz drei und mehr als zehn Prozent.

Die Kernbotschaften:

Die Linken werben mit dem Slogan „Keine Lust auf Weiterso – Lust auf Die Linke“. Ihren Ruf nach einem Politikwechsel untermauern sie mit acht Kernbotschaften rund um soziale Sicherheit, Frieden und Gerechtigkeit. Zu lesen ist etwa: „Gerecht – Millionäre besteuern, mehr Geld für Kitas und Schulen“ oder „Mensch – Entschieden gegen rechte Hetze“.

Die Grünen setzen auf ihren Markenkern Umwelt- und Klimaschutz: „Umwelt ist nicht alles. Aber ohne Umwelt ist alles nichts“, heißt es da, oder „Entweder Schluss mit Kohle oder Schluss mit Klima“. Es gibt auch andere Themen wie Europa oder Kinderarmut – aber die Umwelt steht vorn.

Die Zielgruppe:

Mit knappen Slogans, knalligen Farben und schlichtem Design (Grün, Magenta und gelbe Sonnenblume) wollen die Grünen jung, urban und hip wirken. Vor allem die „Realos“ vom eher bürgerlichen Parteiflügel, zu dem die beiden Spitzenkandidaten gehören, wollen neue Wählergruppen ansprechen – und zwar die „Mitte“, um die auch Union und SPD kämpfen.

Die Linke muss einen Spagat schaffen: Zu ihren Anhängern zählen ältere, traditionellere Wähler im Osten und junge Alternative in westdeutschen Großstädten, Arbeitnehmer und Antifa, Gewerkschafter und Arbeitslose. Bei der Rente legt die Linke einen Schwerpunkt auf den Osten, wo sie eine schnellere Renteneinheit anmahnt.

Der Hauptgegner:

Die Linke sehen sich als Alternative zu allen anderen Parteien. Union, SPD, Grünen und FDP werfen sie vor, in den vergangenen Jahrzehnten den Sozialstaat abgebaut zu haben – und nur die Linke werde definitiv keine Koalition mit CDU/CSU eingehen und die Kanzlerschaft Merkels verlängern. Den Einzug der AfD in den Bundestag will sie verhindern.

Die Grünen arbeiten sich inhaltlich vor allem an der FDP gern ab oder schimpfen auf die große Koalition. Die Plakate sind aber positiv gehalten – andere Parteien oder Politik-Richtungen kommen nicht vor.

Das Budget:

Den Grünen stehen wie vor vier Jahren 5,5 Millionen Euro zur Verfügung, davon wollen sie zwei Millionen für „Medien“ ausgeben - etwa Plakate oder Online-Kampagnen.

Die Linken erhöhen ihr Budget im Vergleich zu 2013 um 0,5 auf 6,5 Millionen Euro. Dazu kommen mehrere Hunderttausend Euro Spenden. Falls wider Erwarten aber Spenden von Großunternehmen oder Versicherungen eingehen sollten, würden die Linken sie postwendend zurücküberweisen.

Die Wahlkampftag:

Linke: Bunte Farben, die Köpfe der Spitzenkandidaten Sahra Wagenknecht, Dietmar Bartsch und der Parteichefs Katja Kipping und Bernd Riexinger und viele knappe Sprüche gibt es auf den 400.000 Plakaten bundesweit.

Auch die Grünen haben sich zu einem fairen und positiven Wahlkampf verpflichtet, rund 300.000 Plakate wollen sie drucken. Auf den Personen-Plakaten sind nicht nur die Köpfe, sondern die Oberkörper der Spitzenkandidaten Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt zu sehen und dazu Slogans: „Zwischen Umwelt und Wirtschaft gehört kein Oder“ (Özdemir) und „Unser Klimaziel: Endlich handeln“ (Göring-Eckardt).