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Demonstration Angst vor Provokateuren beim G20-Gipfel

Argentinien will sich beim G20-Gipfel als verlässlicher Partner präsentieren. Die Angst vor gewalttätigen Provokateuren ist groß.

27.11.2018, 23:01

Buenos Aires (dpa) l Lodernde Barrikaden, verwüstete Geschäfte, ausgebrannte Autos – vom G20-Gipfel in Hamburg bleiben hässliche Bilder. Kaum jemand dürfte sich noch an die politischen Ergebnisse des Treffens der Staats- und Regierungschef der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer erinnern. Die Szenen von der „Welcome-to-Hell“-Demonstration hingegen sind noch immer präsent.

Solche Bilder will die argentinische Regierung beim diesjährigen G20-Gipfel am Freitag und Sonnabend in Buenos Aires um jeden Preis verhindern. „Wer demonstrieren will, hat das Recht dazu, aber unter einer Bedingung: Es muss friedlich bleiben“, sagte Sicherheitsministerin Patricia Bullrich. „Gewalttätige Aktionen dürfen nicht vorkommen. Wir werden sehr streng sein.“

Für Präsident Mauricio Macri steht viel auf dem Spiel, wenn er US-Präsident Donald Trump, Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Kollegen empfängt. Argentinien steckt in einer schweren Wirtschaftskrise, die Inflation liegt bei rund 40 Prozent und angesichts der Peso-Abwertung musste die Regierung den Internationalen Währungsfonds (IWF) in diesem Jahr um einen milliardenschweren Kredit bitten.

Der G20-Gipfel ist für Macri die Chance, sich als verlässlicher Partner auf dem internationalen Parkett zu präsentieren. Top-Thema des Treffens werden voraussichtlich die von Trump ausgelösten Handelskonflikte sein.

Gewalttätige Ausschreitungen soll ein massives Polizeiaufgebot verhindern. Mehr als 20 000 Sicherheitskräfte werden während der Gipfeltage im Einsatz sein. Das ist in etwa die gleiche Anzahl wie beim G20-Gipfel in Hamburg. Zusätzlich sollen im benachbarten Uruguay 400 US-Soldaten sowie Awacs-Aufklärungsflugzeuge stationiert werden. „Wir sind in maximaler Alarmbereitschaft“, sagte der Informationschef der Regierung und Organisator des Gipfels, Hernán Lombardi.

Die heftigen Krawalle vor dem Finale des Fußball-Wettbewerbs Copa Libertadores warfen zuletzt allerdings kein gutes Bild auf die Sicherheitsvorkehrungen in Buenos Aires. Hunderte Fans des Fußballclubs River Plate attackierten am Wochenende den Mannschaftsbus des Stadtrivalen Boca Juniors mit Steinen. Das Stadion liegt im G20-Sperrgebiet, das ab Donnerstag kein Normalbürger mehr betreten darf. Sicherheitsministerin Bullrich hatte vor dem Finale noch erklärt: „Wir werden einen G20-Gipfel hier haben, dagegen ist das River-Boca-Spiel doch eine Kleinigkeit.“

Für die Tage vor dem Gipfel haben Gewerkschaften, soziale Bewegungen und linke Gruppen bereits Proteste angekündigt. Unter dem Motto „No al G20“ (Nein zu G20) sind in den Tagen vor dem Treffen zahlreiche Kundgebungen angekündigt. Am Abend des ersten Gipfeltags soll es eine Großdemonstration gegen das Treffen der Staats- und Regierungschefs geben.

Die Proteste dürften sich sowohl gegen die als neoliberal empfundene eigene Regierung als auch gegen den verhassten IWF und das G20-Treffen richten. Zu dem Protesten wurden auch Teilnehmer aus den Nachbarländern Brasilien und Chile erwartet. Mit so vielen ausländischen Demonstranten wie in Hamburg wird aufgrund der langen Anreise aber nicht gerechnet.

Nach den Erfahrungen beim G20-Gipfel in Hamburg hat Deutschland die argentinische Regierung bei der Organisation des Treffens in Buenos Aires beraten. Insgesamt sei Argentiniens Hauptstadt gut auf das Gipfeltreffen vorbereitet, sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD).