1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Györkös: „Europa muss Festung werden“

Flüchtlinge Györkös: „Europa muss Festung werden“

Ungarns Botschafter erklärt, warum sein Land Muslimen die Tür verschließt und die Diskussion um Quoten Schleppern in die Karten spielt.

22.06.2016, 23:01

Ungarns neuer Botschafter in Deutschland, Péter Györkös, hatte vor mehr als 20 Jahren eine Deutschlehrerin, die ihn sprachlich auf seinen ersten diplomatischen Einsatz in der Bundesrepublik vorbereitete. Ohne Frage ist viel von dem hängen geblieben, was die Frau dem jungen Györkös damals beibrachte. Der Diplomat ist zum Beispiel ein Freund deutscher Ordnungsliebe. Unkontrollierte Zuwanderung ist dem Ungarn ein Dorn im Auge. Sein Ministerpräsident Viktor Orbán ließ einen Zaun bauen und verhinderte so, dass Tausende Flüchtlinge ungehindert die Außengrenze der Europäischen Union passierten. „Wir lieben Europa“, sagte Péter Györkös am Mittwochnachmittag in Magdeburg. Bei einer Podiumsdiskussion der Friedrich-Ebert-Stiftung sprach er mit dem SPD-Europaabgeordneten Arne Lietz und Volksstimme-Chefredakteur Alois Kösters über die Zukunft von Ungarn und Europa. „Alles was wir tun, machen wir im Interesse Europas“, sagte Györkös.

Doch sein Land liegt im Streit mit Brüssel. Gegen den Willen Ungarns hatten sich die EU-Staaten auf die europaweite Verteilung von Flüchtlingen geeinigt. Ungarn sollte rund 2000 Asylsuchende aufnehmen. Kommen durfte niemand. „Solange wir die Kontrolle über unsere Außengrenzen nicht zurückerlangt haben, ist jedes Diskutieren über Verteilquoten eine Einladung“, sagte Györkös. Die Europäische Union spiele dem Geschäftsmodell der Schlepper in die Karten. Über den Quotenplan der Gemeinschaft will Ungarns Regierungschef Orbán das Volk abstimmen lassen. Zudem hatte das Land gegen den Verteilplan vor dem Europäischen Gerichtshof Klage eingereicht. „Wenn es ein Urteil gibt, würden wir das umsetzen“, kündigte Botschafter Györkös an.

Wie Flüchtlinge künftig innerhalb der Europäischen Union verteilt werden sollen, ist die große Frage. Die Flüchtlingskrise hat gezeigt: Das bestehende Dublin-Abkommen hat versagt. Denn es sieht vor, dass Asylanträge in dem EU-Land zu stellen sind, in das ein Bewerber zuerst eingereist ist. Andererseits enthält es jedoch keine Vorgaben zur Verteilung von Flüchtlingen auf die EU-Partner. „Wir wollen ein neues Dublin-Verfahren einrichten“, sagte SPD-Europapolitiker Arne Lietz. Er plädierte für eine europäische Lösung. „Jedes Land muss seinen Beitrag leisten“, so Lietz weiter.

Doch die Ungarn wollen ihre Tür lieber verschließen. „Alle leistungsfähigen Staaten auf der Welt sind eine Festung. Auch Europa muss ein Festung werden“, sagte Györkös. Muslime wolle sein Land gar nicht aufnehmen. „Wir sehen in Europa eine Reihe von missglückten Integrationsmodellen“, erklärte er. Die Anschläge in Paris und Brüssel hätten gezeigt, dass Politik den Bürgern keinen ausreichenden Schutz bieten könne.