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Diskussion TV-Gebühr pro Kopf oder Haushalt?

Medienexperten diskutieren mit dem Kulturminister in Magdeburg über die Zukunft des öffentlichen Rundfunks.

Von Steffen Honig 24.05.2018, 01:01

Magdeburg l Reiner Robra ist gemeinhin nicht als Dampfplauderer bekannt. Doch sind die elekronischen Medien Thema, taut der MultiMinister aus Sachsen-Anhalts Staatskanzlei auf. Kultur ist einer seiner Veranwortungsbereiche, und mit Hingabe widmet sich Robra der Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Der CDU-Politiker versteht es als Auftrag, die Beitragsstabilität als „Anliegen des Landtags in die bundesdeutsche Öffentlichkeit zu tragen“.

Bei einem Forum des Magdeburger Presseclubs setzt er sich mit zwei Protagonistinnen des öffentlichen Rundfunksystemes auseinander: Elke Lüdecke, Chefin des MDR-Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt und Claudia Nothelle, früher RBB-Programmchefin und heute Lehrkraft an der Hochschule Magdeburg-Stendal.

Auch Uwe Gajowski, Landeschef des Deutschen Journalistenverbandes, diskutiert mit. Gajowski meint zwar, die öffentlich-rechtlichen Sender seien zu aufgebläht: „Wir könnten ein großes Schlachtfest erleben.“ Gajowski benennt aber nicht den Grundkonflikt zwischen Rundfunk- und Printbereich: die überbordende Präsenz von ARD und ZDF im Internet, wodurch den Zeitungshäusern das Wasser abgraben wird – mit dem Geld der Beitragszahler.

Nothelle und Lüdecke verteidigen erwartungsgemäß das bestehende Rundfunksystem. Doch in unterschiedlicher Weise: Während die in die Theorie abgewanderte Claudia Nothelle eine strahlende Sonne an den Programmhimmel malt, schiebt Funkhaus-Praktikerin Elke Lüdecke doch ein paar Wolken mit ins Bild.

Zwei Fragen müsse man stellen, so Lüdecke: „Wollen wir den öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Und wenn – wie ist er ausgestattet?“ Die Funkhaus-Direktorin stellt fest, dass laut Untersuchungen die Akzeptanz für die MDR gerade bei jüngeren Leuten gesunken sei. Eine Ausnahme gebe es bei den jüngsten Zuschauern: Der Kinderkanal aus Erfurt erfreue sich eines ungebrochen hohen Zuspruchs.

Zum entscheidenden Prüfstein für das öffentliche Sendergeflecht – Inhalt und Qualität der journalistischen Arbeit zu verbessern, nennt Lüdecke ein Beispiel. Um sicher zu sein, dass Nachrichten auch zutreffen, sei der MDR davon abgegangen, sofort alles Online zu stellen. Erst werde geprüft, dann vermeldet.

Offen ist, wie hoch die Rundfunkbeiträge nach 2020 sein werden. Mit dem Rundfunkgeld beschäftigt sich noch das Bundesverfassungericht,

Es sei zu klären, ob die Abgabe weiter pro Haushalt entrichtet werden soll und das Pro-Kopf-Prinzip eingeführt wird, erklärt Robra. Dabei gibt er zu bedenken, dass kinderreiche Familien oder WG’s bei einem personengebundenen Beitrag schlechter wegkommen würden. Derzeit müssen von jedem Haushalt 17,50 Euro monatlich bezahlt werden. Die Tendenz weist eher nach unten. Robra weist auf den jüngsten Sachsen-Anhalt-Montor, der eine ostdeutsche Besonderheit aufweise. Die Bürger – sprich Zuschauer – interessierten sich zuerst für ihren Wohnort, dann für Ostdeutschland und schließlich für ihr Bundesland. Das sei die Lebenswirklichkeit, die sich im Programm zu wenig wiederspiegle.

Der Kulturminister, zugleich Mitglied des ZDF-Fernsehrates, hat noch etwas Versöhnliches für die Medienmacher auf Lager: „Ich wünsche mir,dass sich alle Journalisten dieser Welt mal unterhaken.