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FahndungPolizei tötet Straßburger Attentäter

Zwei Tage nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Straßburg ist der Attentäter gefunden und getötet worden.

13.12.2018, 20:39

Straßburg (dpa) l Zwei Tage nach dem Straßburger Terroranschlag mit drei Toten hat die Polizei den mutmaßlichen Attentäter Chérif Chekatt getötet. Der Bürgermeister von Straßburg, Roland Ries, bestätigte am Donnerstagabend in der elsässischen Metropole den Tod "dieses Terroristen". Gegen 21.00 Uhr hätten drei Polizisten den mutmaßlichen Attentäter im Stadtteil Neudorf auf der Straße ausgemacht, teilte der französische Innenminister Christophe Castaner mit. Als sie den Verdächtigen hätten verhaften wollen, habe dieser das Feuer eröffnet. Die Polizei habe den Angriff erwidert und den Täter getötet.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag für sich. Der Angreifer sei ein Soldat des Islamischen Staates gewesen, meldete das IS-Sprachrohr Amak. In der Amak-Meldung heißt es, der Angreifer sei Aufrufen gefolgt, Bürger von der Staaten der Koalition anzugreifen. Damit ist die internationale Anti-IS-Koalition gemeint, die in Syrien und im Irak im Einsatz ist. Die Echtheit der Nachricht ließ sich zunächst nicht überprüfen – sie wurde aber über die üblichen Kanäle des IS verbreitet.

Laut Regionalzeitung "Les Dernières Nouvelles d'Alsace" war der 29 Jahre alte Tatverdächtige am Donnerstag mit einer Schusswaffe und einem Messer bewaffnet gewesen. Castaner machte dazu keine Angaben. "Meine Damen und Herren, ich bin stolz", sagte der Ressortchef am späten Abend.

Nach Angaben des Senders BFMTV hatte Chekatt am Donnerstag eine Frau angesprochen. Diese habe bemerkt, dass der Mann verletzt gewesen sei. Sie habe darauf die Polizei alarmiert.

Der Attentäter hatte am Dienstagabend mitten in der Weihnachtssaison das Feuer in der weihnachtlich geschmückten Straßburger Innenstadt eröffnet. Zeugen haben ihn nach Angaben des Chefermittlers Rémy Heitz "Allahu Akbar" ("Gott ist groß" auf Arabisch) rufen hören. Anschließend war er auf der Flucht vor der Polizei von Soldaten verletzt worden. Chekatt ließ sich nach Ermittlerangaben unmittelbar nach dem Anschlag in Neudorf mit einem Taxi absetzen und verschwand danach. In der Nähe befand sich seine Wohnung, die durchsucht worden war.

Die Zahl der Todesopfer des Anschlags war zuletzt von zwei auf drei gestiegen. Ein viertes Opfer sei hirntot, bestätigte die Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur. Ermittler nahmen am Donnerstag einen weiteren Verdächtigen aus dem Umfeld des mutmaßlichen Attentäters in Gewahrsam. Er gehöre nicht zur Familie Chekatts, bestätigte die Staatsanwaltschaft. Damit sind insgesamt fünf Verdächtige im Gewahrsam.

Nach dem Anschlag soll der traditionelle Weihnachtsmarkt im Herzen Straßburgs an diesem Freitag wieder für Besucher geöffnet werden, wie Castaner ankündigte.

Frankreichs wird seit Jahren vom islamistischen Terror getroffen. Fast 250 Menschen wurden dabei aus dem Leben gerissen.

Deutsche und französische Behörden hatten im großen Stil mit etlichen Beamten und einem Fahndungsaufruf nach dem polizeibekannten mutmaßlichen Attentäter gesucht. Die Bundespolizei fahndete im deutsch-französischen Grenzgebiet, auch Spezialkräfte waren im Einsatz. Die französische Polizei hatte ein Fahndungsfoto des radikalisierten Gefährders samt Täterbeschreibung veröffentlicht.

Die französische Polizei war mit 700 Polizisten im Einsatz gewesen, um Chekatt zu fassen. Außerdem hatte die Regierung die Soldaten im Anti-Terror-Einsatz verstärkt – die Armeeangehörigen der Operation Sentinelle (Wache) sollen die Sicherheit auf öffentlichen Plätzen und Weihnachtsmärkten im Land gewährleisten.

Die Bundespolizei kontrollierte insbesondere in der deutschen Grenzstadt Kehl, aber auch im Hinterland, wie eine Sprecherin der Bundespolizei der dpa sagte. Überwacht wurden demnach Fahrzeuge, der Personenverkehr über einer Fußgängerbrücke über dem Rhein sowie Züge und Straßenbahnen.

Bereits am Donnerstagnachmittag hatte es einen größeren Polizeieinsatz im Stadtteil Neudorf gegeben. Auf Fernsehbildern waren zahlreiche Einsatzfahrzeuge zu sehen. Der Anlass für die Aktion war zunächst unklar.