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Frankreich Macron lockert Kündigungsschutz

Frankreichs Präsident hat die Arbeitsrechts-Reformen unterzeichnet. Die Proteste dagegen gehen weiter.

22.09.2017, 23:01

Paris (dpa) l Vier Monate nach Amtsantritt hat Frankreichs sozialliberaler Präsident Emmanuel Macron mit einer Lockerung des Arbeitsrechts seine erste große Reform abgeschlossen. Für einen „beispiellosen Umbau“ des französischen Wirtschafts- und Sozialsystems solle bald auch die berufliche Ausbildung oder die Arbeitslosenversicherung reformiert werden, kündigte Macron am Freitag in Paris nach der Unterzeichnung der fünf Verordnungen für die Arbeitsmarktreform an. Der Ministerrat hatte das Vorhaben zuvor gebilligt.

„Die Reform wurde in Rekordzeit gemacht“, sagte Macron. Er sieht sie als nötigen Schritt gegen die hohe Arbeitslosigkeit. Diese liegt bei rund zehn Prozent und damit mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Die Rolle von Branchen- und Betriebsvereinbarungen wird gestärkt, der Kündigungsschutz teilweise gelockert. Globale Konzerne können Kündigungen aussprechen, wenn sie Schwierigkeiten in Frankreich – und nicht in der gesamten Gruppe – haben. Entschädigungen für ungerechtfertigte Kündigungen werden begrenzt.

Der soziale Dialog soll laut Macron gestärkt werden: „Das ist eine Reform, die Arbeitgebern und ihren Beschäftigten vertraut.“ Der 39-Jährige war im Mai im Élyséepalast mit dem Ziel angetreten, Frankreich in Europa wettbewerbsfähiger und glaubwürdiger zu machen und damit wieder auf Augenhöhe zum wichtigsten Partner Deutschland zu gelangen. Beobachter sehen die Reform als Feuerprobe für den früheren Wirtschaftsminister, der quasi aus dem Nichts zum Staatschef aufgestiegen war und im Amt bereits mit sinkenden Umfragewerten konfrontiert ist.

Erst am Donnerstag hatten in ganz Frankreich mindestens 132.000 Menschen gegen das Vorhaben protestiert. Bisher hatte nur die Hardliner-Gewerkschaft CGT als einzige große Gewerkschaft zu Protesten aufgerufen.