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Gipfeltreffen Historisches Treffen zwischen Kim und Trump

Nordkoreas Machthaber sieht sein Land als Atommacht. Mit dieser Haltung geht Kim in den Gipfel mit dem US-Präsidenten in Singapur.

11.06.2018, 23:01

Singapur (dpa) l Es ist ein ungleiches Zusammentreffen. Hier die Supermacht USA mit Präsident Donald Trump, dort das kleine und isolierte Nordkorea mit Machthaber Kim Jong Un. Letztlich geht es um gegenseitiges Vertrauen und eine bis ins Detail taugliche Überprüfbarkeit der Abrüstungsschritte, die Nordkorea unternehmen soll.

Was meint Nordkorea, wenn es von atomarer Abrüstung redet?

Nordkorea versteht sich erstmal als stolzer Atomwaffenstaat. Als Kim im April überraschend die Aussetzung der Atom- und Raketentests verkündete, sagte er, das Ziel, eine Atomstreitmacht aufzubauen, sei nun abgeschlossen. Die „atomare Abrüstung“ solle im Rahmen der Bemühungen erfolgen, weltweit Atomwaffen abzuschaffen. Von einer Aufgabe seines Atomwaffenarsenals war zunächst nicht die Rede. Ob Kim von Trump fordern wird, dass die USA ihren nuklearen Schutzschild für ihre Verbündeten Südkorea und Japan abzieht, ist unklar.

Nordkorea sagt immer, die USA müssten ihre „feindselige Politik“ einstellen. Was ist damit gemeint?

Politisch will Nordkorea diplomatische Beziehungen zu den USA. Da der Kriegszustand seit dem Ende des Koreakrieges 1953 völkerrechtlich nie beendet wurde, wäre ein Friedensvertrag nötig, um die Sicherheitsbedürfnisse zu befriedigen. Wirtschaftlich geht es vor allem um ein Ende der Sanktionen gegen Pjöngjang. Nordkorea schlägt ein „synchrones“ und „phasenweises“ Vorgehen vor.

Wovon sprechen die USA, wenn sie von „Denuklearisierung“ sprechen?

Die USA wollen einen „kompletten, überprüfbaren und unumkehrbaren“ Abbau des nordkoreanischen Atomprogramms. Nicht nur Atomwaffen, sondern auch Interkontinentalraketen sowie jene Raketen mit kürzerer Reichweite, die zwar nicht die USA, aber Südkorea oder Nachbarn wie Japan treffen können, sollen beseitigt werden. Nordkorea soll die Basis dafür entzogen werden, in Zukunft Atomwaffen überhaupt produzieren zu können.

Wäre die atomare Abrüstung Nordkoreas schwerer als der Iran-Deal?

Es wäre nach Expertenansicht das komplizierteste Abrüstungsabkommen, das je verhandelt worden ist. Dagegen sei das Abkommen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe ein „Kinderspiel“ gewesen. Es gibt keine historischen Beispiele. Der amerikanische Nordkorea-Kenner und Atomwaffenexperte Siegfried Hecker schrieb zusammen mit einem Team der Universität Stanford in einem Gutachten, die atomare Abrüstung könne sich über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren erstrecken.

Bilaterale Verhandlungen könnten aber auch rascher den Weg für einen „Big Deal“ ebnen, von dem Trump sprach. Die Vorgespräche mit Nordkorea liefen aus US-Sicht besser als erwartet. „Wir erwarten, dass sie zu einem logischen Ergebnis kommen, schneller als wir erwartet hatten“, sagte Außenminister Mike Pompeo am Montag in Singapur.

Kann es eine Vereinbarung auf dem Gipfel zwischen Trump und Kim geben?

Der US-Präsident hat die Erwartungen schon niedrig gehängt, indem er vom Anfang eines Prozesses spricht. Nordkoreas Machthaber wird sich kompromissbereit zeigen müssen, wenn er die strengen Sanktionen loswerden will. Im besten Fall wird ein Prozess angestoßen, im schlimmsten Fall endet er auf dem Gipfel.

Wie könnte eine Lösung aussehen, die realistisch ins Auge gefasst werden könnte?

Es könnte eine vorübergehende Vereinbarung angestrebt werden, bei der Nordkorea einen kleineren Teil seiner atomaren Sprengköpfe abgibt. Im Gegenzug müssten die USA und die Vereinten Nationen die Sanktionen lockern. Auch könnten die USA eine Vertretung in Nordkorea aufbauen.