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Hacker-Angriffe Bundeswehr rüstet sich für Cyber-Krieg

Das Internet gilt als Schlachtfeld der Zukunft. Die Bundeswehr wird aufgerüstet und soll Attacken abwehren, aber auch angreifen können.

Von Nico Pointner 02.04.2017, 23:01

Berlin (dpa) l Die Szenarien sind düster: Saboteure legen Krankenhäuser und Stromnetze lahm. Hacker greifen die Steuerungseinheiten von Atomkraftwerken an. Terroristen schleusen Viren in die Netzwerke von Sicherheitsbehörden ein. Attentäter zerstören die digitale Infrastruktur und schicken die Bundesrepublik zurück in die Steinzeit.

Das Verteidigungsministerium warnt: „Cyber-Angriffe auf Staaten und deren kritische Infrastrukturen sind schon lange keine Fiktion mehr, sondern Realität.“ Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat das Internet zum Schlachtfeld der Zukunft erklärt. Die Bundeswehr stellt deshalb kommende Woche eine Art neue Teilstreitkraft in den Dienst. Neben Heer, Marine und Luftwaffe wird eine neue Organisationseinheit mit 13.500 Soldaten und zivilen Mitarbeitern aufgebaut.

Die IT-Soldaten sollen ein marineblaues Barett tragen. Der Begriff Cyber-Armee weckt aber falsche Vorstellungen. Mehr als 20.000 Soldaten und Zivilisten beschäftigen sich bereits in Dutzenden Referaten und Dienststellen mit dem Thema. Bisher sind sie aber in vielen unterschiedlichen Abteilungen untergebracht. Die vorhandenen Fähigkeiten werden nun gebündelt. „Die zersplitterten Strukturen werden jetzt zusammengeführt“, sagt ein Sprecher des Ministeriums. Sie sollen künftig Waffensysteme und Computernetze der Bundeswehr schützen.

Allein in den ersten neun Wochen des Jahres zählte die Behörde 284.000 Cyber-Attacken auf die Rechner der Streitkräfte. Bei der Cyber-Abwehr hinkt Deutschland den USA, China und Russland hinterher. „Wir müssen viel mehr tun, um unsere Systeme zu schützen“, sagt der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold. Einst lautete die Devise, die deutsche Freiheit am Hindukusch zu verteidigen. „Künftig wird die Sicherheit Deutschlands auch im Cyber- und Informationsraum zu verteidigen sein“, heißt es nun im Ministerium.

Der Schwerpunkt soll zwar auf Verteidigung liegen. Die Cyber-Truppe soll aber auch zu Angriffen in der Lage sein. Darüber wird aber kaum geredet. Die Bundeswehr übt bereits seit vielen Jahren Cyber-Attacken in einer kleinen, geheim agierenden Einheit in Rheinbach bei Bonn. Der offensive Cyberkrieg wirft Fragen auf. Grünen-Verteidigungsexpertin Agnieszka Brugger sieht darin „erhebliche Gefahren und ein großes Eskalationspotenzial“. „Zudem bleibt Frau von der Leyen bisher auch gefährlich vage, wo die Grenzen solcher Einsätze liegen sollen.“

Das Eindringen ins Datennetz eines Gegners müsste – wie Einsätze mit Jets, Schiffen und Panzern – vom Bundestag genehmigt werden. „Der Einsatz der Bundeswehr im Cyberraum unterliegt denselben rechtlichen Voraussetzungen wie jeder andere Einsatz deutscher Streitkräfte“, schreibt das Ministerium.

Für den Krieg der Zukunft muss die Bundeswehr aber erstmal die Reihen der Informatiker-Armee füllen. Allein in diesem Jahr sucht die Truppe rund 1000 IT-Soldaten und 800 IT-Administratoren. Gerade weil aber die Konkurrenz in dem Bereich so groß ist, will die Truppe selbst IT-Fachkräfte ausbilden. In München etwa entsteht an der Bundeswehr-Uni ein Cyber-Forschungszentrum und ein Master-Studiengang.