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Hessen-Wahl Bouffiers grüne Hoffnung

Die Verschiebungen im politischen Gefüge dürften bei der Landtagswahl am Sonntag in Hessen größer werden als jüngst in Bayern.

25.10.2018, 23:01

Frankfurt/Main (sh/dpa) l Die Wahl in Hessen verspricht ein politischer Thriller zu werden. Die CDU, so die Umfragen, könnte bis zu 12 Prozent verlieren, die SPD um 9 Prozent absacken. Nicht zu Unrecht schreiben das beide Parteien dem desolaten Zustand der Berliner Koalition zu. Es drohen die sprichwörtlichen „hessischen Verhältnisse“ mit einer Regierungsbildung, bei der es am Ende jeder mit jedem versucht.

Die Ausgangslage für die wichtigsten Parteien und ihre Spitzenkandidaten:

Die hessische CDU, die 2013 38,3 Prozent erreichte, galt bis vor wenigen Jahren als „Stahlhelm-Fraktion“ innerhalb der Union. Ministerpräsident Volker Bouffier steht in dieser Traditionslinie, hat aber sein Scharfmacher-Image in den vergangenen fünf Jahren abgelegt. Heute gibt er den gütigen Landesvater, der zusammen mitd en Grünen Hessen durch die Stürme der Zeit führt. Gern würde er sein Amt behalten. „Wir sind keine Regierung des öffentlichen Tam-Tams, was nicht bedeutet, dass wir nicht um Lösungen ringen“, sagt Bouffier und meint damit vor allem den vergleichsweise geräuschlosen Umgang mit der Flüchtlingskrise in Hessen.

Mit der CDU vor fünf Jahren ein Bündnis einzugehen, war für den Grünen-Chef Tarek Al-Wazir ein enormes Risiko. Hatte doch für seine Partei , die damals 11, 1 Prozent verbuchte, bis dahin nur eine rot-grüne hessische Regierung zur Debatte gestanden. Aus der Zwangsheirat wurde eine recht gedeihliche Ehe: Al-Wazir reklamiert Schülerticket, Fortschritte bei der Energiewende und beim Gleichgewicht zwischen konventionellem und ökologischem Landbau. Mt dem grünen Rückenwind aus Berlin könnten 18 bis 20 Prozent drin sein. Spitzenfrau für die Wahl bei den Grünen ist Umweltministerin Priska Hinz.

Endlich soll es klappen für Thorsten Schäfer-Gümbel: Der Vizechef der Bundes-SPD versucht zum dritten Mal, der CDU das Amt des Ministerpräsidenten abzujagen. Der fleißige Schäfer-Gümbel ist keine Wahlkampfmaschine, sondern eher ein biederer Arbeiter. Das Nahziel ist am Sonntag, den zweiten Platz (2013 kam die SPD auf 30,7, Prozent) zu halten, um bei der Regierungsbildung eingreifen zu können. In Frage kämen Rot-Rot-Grün oder eine Koalition mit den Christdemokraten.

Als Königsmacher wurden sie 2008 von rechten Sozialdemokraten verschmäht, nun könnten die Linken selbst in die Regierung einziehen. Wenn es rechnerisch reicht, würde sich in der SPD wohl niemand mehr gegen den Dreibund mit Grünen und Linken wehren. Acht Prozent könnte die Partei einheimsen, vor fünf Jahren waren es 5,2 Prozent. das wäre ein ordentlicher Zugewinn. Mit Janine Wissler und Jan Schalauske hat die Partei zwei Polititik-Wissenschaftler als Spitzenkandidaten aufgeboten.

Die Freien Demokraten könnten nach 5,0 Prozent 2013 diesmal auf 9 Prozent nach oben schießen, was sie als Juniorpartner in einer Regierung interressant machen würde. In disem Fall will ihr Spitzenkandadt René Rock nicht unbedingt Minister werden. Er könnte sich auch vorstellen, weiter in der Fraktion zu arbeiten.

Vor der Flüchtlingskrise hatte es für die AfD nicht zum Einzug in den hessischen Landtag gereicht. Nur 4,1 Prozent erzielte die Partei 2013. Das wird sich ändern. Die Demoskopen billigen der AfD in Hessen 12 Prozent zu. Nur regieren will mit der Partei um Spitzenkandidat Rainer Hahn aus Frankfurt niemand.