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Jemen-Krieg Hungernde Bevölkerung hofft auf Hilfe

Eine Geberkonferenz soll Milliarden Euro für Lebensmittel und Medikamente für Millionen Menschen in Not im Jemen bereitstellen.

24.04.2017, 23:01

Sanaa (dpa) l Der Bürgerkrieg im Jemen auf der arabischen Halbinsel trifft die Menschen hart. In den von Rebellen oder Regierungstruppen besetzten Gebieten fehlt es an Nahrung, Ausbildungsmöglichkeiten und ärztlicher Versorgung.

„Wir sind hier wie lebende Tote. Wenn wir zu Bett gehen, wissen wir nicht, ob wir morgen noch leben“, sagt die Jemenitin Um Said aus der südwestlichen Provinz Tais. Wie viele andere Frauen aus der Region von Bilad al-Wafi ist sie mindestens vier Stunden unterwegs, wenn sie in den Nachbarorten Lebensmittel holen will. Die Frauen gehen auf schmalen Pfaden und durch das hohe Gebirge. Denn ihre Heimatstadt wird seit drei Monaten von Huthi-Rebellen belagert, die Hauptstraßen sind nicht passierbar.

Mehr als zwei Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs sei ihr Leben von „einer erdrückenden Belagerung, von Zerstörung und einer schwierigen humanitären Lage“ geprägt, sagt die fünffache Mutter Um Said der Deutschen Presse-Agentur, während sie neben den anderen Frauen hergeht. Alle tragen Taschen mit Lebensmitteln auf dem Kopf. Für Menschen wie sie hoffen die Vereinten Nationen bei einer UN-Geberkonferenz in Genf an diesem Dienstag auf Spenden.

Der Konflikt begann Ende 2014 mit der Besetzung der Hauptstadt Sanaa durch schiitische Huthi-Rebellen, denen immer wieder die Unterstützung des Irans nachgesagt wird. Im März 2015 starteten dann Saudi-Arabien und seine sunnitischen Bündnispartner Luftangriffe gegen die Aufständischen.

„Der Krieg hat alles zerstört: Häuser, Krankenhäuser und Schulen“, sagt Um Said. „Wir haben nichts mehr, um die derzeitige Situation zu überleben, außer unseren Glauben an Gott. Wir haben geliebte Menschen verloren. Wir haben unsere Einkünfte verloren. Wir haben unsere Freiheit verloren und unser Recht, in Frieden zu leben.“

Nach UN-Angaben sind fast 19 Millionen Jemeniten – mehr als zwei Drittel der Bevölkerung – auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zudem hätten 7 Millionen Kinder keinen Zugang zu ärztlicher Versorgung. Im Oktober 2016 brachen Cholera und akute wässrige Durchfälle aus, die sich seitdem weiter verbreiten. Mehr als 22.500 Menschen sollen betroffen sein, 106 seien bereits daran gestorben.

Um Said gehört zu den Millionen Jemeniten, die im Kreuzfeuer des Krieges gefangen sind. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden bis Februar 2017 mehr als 4600 Zivilisten im Land getötet, weitere 3 Millionen mussten ihre Häuser verlassen.

Die Vereinten Nationen und ihre Partnerorganisationen brauchen rund 2,1 Milliarden US-Dollar, um in diesem Jahr die bedürftigen Menschen mit Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten und anderen Hilfsgütern zu versorgen. Nach Angaben der Hilfsorganisation Oxfam ist der Finanzbedarf aber erst zu 14 Prozent gedeckt.

Die fehlenden Milliarden sollen am heutigen Dienstag in Genf bei einer Geberkonferenz zusammenkommen. Auch UN-Generalsekretär António Guterres hat seine Teilnahme zugesagt.