Kandidatur Freie Bahn für Söder

Knapp einen Monat nach der Pleite bei der Landtagswahl in Bayern beugt sich CSU-Chef Seehofer dem Druck der Partei und macht Platz.

16.11.2018, 23:01

München (dpa) l Nach dem angekündigten Rücktritt von CSU-Chef Horst Seehofer wächst der Druck auf Bayerns Ministerpräsident Markus Söder: Fast alle CSU-Bezirksverbände, viele Minister, CSU-Bundespolitiker und prominente Persönlichkeiten forderten den 51-jährigen Franken am Freitag auf, den Chefposten auf dem Sonderparteitag am 19. Januar von Seehofer zu übernehmen. Zuvor hatte Seehofer schriftlich mitteilen lassen, dass er an dem Tag sein Amt als Parteichef aufgeben werde. Söder war dazu aber zunächst nicht zu erreichen. Auch der ebenfalls für den CSU-Vorsitz gehandelte Europapolitiker und Parteivize Manfred Weber wollte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zunächst nicht äußern.

Bislang gibt es deshalb keine offiziellen Kandidaturen. Offen ist aber noch, wie lange Seehofer Bundesinnenminister bleiben will. In seiner Erklärung ging er darauf nicht ein. Parteiintern hatte er aber am Sonntag nach dpa-Informationen erstmals erklärt, auch diesen Posten vorzeitig abgeben zu wollen – ohne einen konkreten Zeitpunkt zu nennen. Zuvor hatten ihm die CSU-Bezirkschefs in deutlichen Worten den Wunsch nach einem Neuanfang übermittelt.

Der Chef des CSU-Bezirksverbandes Oberpfalz, Bayerns Finanzminister Albert Füracker, sagte der dpa: „Aus meiner Sicht ist es nun wichtig, beide Spitzenfunktionen – Ministerpräsident und Parteichef – wieder zusammenzuführen. Ich würde mir wünschen, dass Markus Söder nun baldmöglichst seine Kandidatur für den Vorsitz erklärt.“

Für Ex-CSU-Chef Edmund Stoiber ist die Zusammenlegung von Parteivorsitz und Ministerpräsidentenamt auch „eine Frage der Autorität bei bundespolitischen oder internationalen Verhandlungen und Gesprächen“, sagte er der „Rheinischen Post“.Dagegen warnte Ex-CSU-Chef Erwin Huber zunächst davor, dass sich die CSU zu schnell auf Söder festlegt: „Ich bin dafür, dass wir erst einmal nachdenken, Gespräche führen und ein Miteinander suchen. Schnellschüsse sind der schwierigen Situation nicht angemessen.“

Mit seinem Rücktritt vom CSU-Vorsitz beugt sich Seehofer dem massiven Druck aus seiner Partei, der seit dem Absturz bei der Bundestagswahl 2017 immer stärker geworden war und nach der Pleite bei der Landtagswahl Mitte Oktober nochmals zunahm. Dass Söder als Spitzenkandidat für die Wahlkampfstrategie hauptverantwortlich war, scheint für die CSU bei der Kür des neuen Parteichefs keine Rolle zu spielen.