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Klimawandel Waldschäden größer als angenommen

An vielen Orten in Deutschland ist deutlich zu sehen, wie der Wald 2018 und 2019 unter Dürre, Stürmen und Schädlingen gelitten hat.

26.02.2020, 23:01

Berlin (dpa) l In den deutschen Wäldern haben Trockenheit, Stürme und Käfer größere Schäden angerichtet als angenommen. Nach neuen Daten müssen 245.000 Hektar – eine Fläche, fast so groß wie das Saarland – statt der bisher ermittelten 180.000 Hektar aufgeforstet werden, wie das Bundesagrarministerium am Mittwoch mitteilte. Zu rechnen sei nach Daten der vergangenen beiden Jahre und Schätzungen für dieses Jahr mit 160 Millionen Kubikmetern Schadholz – bei einer Erhebung im Spätsommer 2019 waren 105 Millionen Kubikmeter errechnet worden. Besonders von Waldschäden betroffen sind demnach Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen.

Bund und Länder haben bereits Millionenhilfen besiegelt, um die Wälder aufzuforsten und besser gegen den Klimawandel zu wappnen. Für die kommenden vier Jahre stehen dafür knapp 800 Millionen Euro zusätzlich bereit. Davon stammen rund 480 Millionen Euro vom Bund, den Rest sollen die Länder beisteuern. Unterstützt werden sollen etwa das Herausholen von Schadholz, Wiederaufforstungen und ein weiterer Umbau zu klimaangepassten Mischwäldern.

Hintergrund sind Zerstörungen durch Stürme, Borkenkäfer und die extreme Dürre von 2018. Auch im vergangenen Jahr ist es vielerorts trocken gewesen. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als elf Millionen Hektar Wald.

Umweltverbände forderten angesichts der Zahlen mehr Klima- und Naturschutz: "Wird mit dem Klimaschutz nicht endlich ernst gemacht, nehmen die Schäden weiter zu und Wälder sterben großflächig ab", mahnte Christoph Thies von Greenpeace. Intensive Forstwirtschaft mache die Wälder noch anfälliger, indem sie viel zu viele Bäume in alten Laubwäldern abholzt und betroffene Flächen kahl räumt." Susanne Winter vom WWF forderte, die Forstwirtschaft dürfe sich nicht mehr an einer schnellen Holzproduktion ausrichten. Die ökologische Funktion des Waldes müsse jetzt im Vordergrund stehen.

Ähnlich sehen es die Grünen. "Kluge Waldpolitik muss die Hilfsgelder gezielt für die Schaffung naturnaher vielfältiger Laubmischwälder einsetzen und Naturverjüngung ermöglichen", sagte der waldpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag. "Nur solche artenreichen Wälder können der Klimakrise trotzen." Der forstpolitischer Sprecher der FDP, Karlheinz Busen, warf Agrarminister Julia Klöckner (CDU) vor, die Probleme in den Wäldern "mit Geld zuzuschütten". Klare Strategien zur Aufforstung klimarobuster Baumarten fehlten aber.