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Krankenkassen Meldepflicht für Behandlungsfehler gefordert

Im Jahr 2017 haben die gesetzlichen Krankenkassen 3337 Behandlungsfehler festgestellt - etwas weniger als noch 2016.

05.06.2018, 23:01

Berlin (dpa) l Die gesetzlichen Krankenkassen haben im vergangenen Jahr etwas weniger Behandlungsfehler in Kliniken und Arztpraxen festgestellt. Nach Patienten-Beschwerden wurden 13 519 Gutachten geschrieben und 3337 Fehler und Schäden bestätigt – also fast in jedem vierten Fall, wie der Medizinische Dienst der Kassen (MDK) gestern mitteilte. Im Jahr 2016 hatte es 3564 solcher Fälle gegeben.

Tatsächlich auch Ursache für Gesundheitsschäden waren Fehler in 2690 Fällen (Vorjahr: 2948). Von Kassen, Patientenschützern und aus der Politik kommen Rufe nach einer umfassenden Fehler-Statistik.

Zwei Drittel aller Vorwürfe betrafen Behandlungen in Krankenhäusern, wie die Kassen-Statistik ergab – knapp ein Drittel (4250 Fälle) bezog sich auf Orthopädie und Unfallchirurgie. Am häufigsten bestätigte sich ein Fehlerverdacht dann in der Pflege, der Zahnmedizin und der Frauenheilkunde. Generell seien auch immer wieder die gleichen und vermeidbaren Fehler zu sehen, die nie passieren dürften, sagte Stefan Gronemeyer, Vize-Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes – „vom im Körper vergessenen Tupfer bis hin zu Verwechslungen von Patienten“.

In Deutschland gibt es jährlich rund 20 Millionen Behandlungen in Krankenhäusern und rund eine Milliarde Arztkontakte in Praxen. Wenn Versicherte Behandlungsfehler vermuten, können sie sich bei Gutachtern und Schlichtern der Ärzte und bei den Krankenkassen melden, die dann Gutachten in Auftrag geben.

Der Medizinische Dienst der Kassen wies darauf hin, dass von einer großen Dunkelziffer auszugehen sei. Die verfügbaren Daten seien nicht repräsentativ. Nötig sei daher eine Meldepflicht wie für Arbeitsunfälle. Auch Patientenschützer fordern ein gemeinsame Zentralregister für Behandlungsfehler und Pflegefehler, um mehr Transparenz zu schaffen. Viele Patienten warteten zudem seit Jahren auf einen Härtefallfonds, der bei tragischen Fällen schnell hilft, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch.

Auch die Grünen im Bundestag forderten ein bundesweites Fehler-Monitoring.