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Kriegsgefahr US-Schutzschild für Südkorea

Die USA haben mit dem Aufbau eines Raketenabwehrsystems begonnen, das den Süden vor Nordkorea schützen soll.

26.04.2017, 23:01

Seoul/Washington (dpa) l Inmitten wachsender Spannungen im Konflikt mit Nordkorea haben die US-Streitkräfte früher als erwartet mit dem Aufbau eines Raketenabwehrsystems in Südkorea begonnen. Die ersten Container mit Bauteilen des Systems THAAD (Terminal High Altitude Area Defense) seien am Mittwochmorgen auf ein Gelände in der östlichen Provinz Nord-Gyeongsang gebracht worden, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul mit.

Bei Protesten von Hunderten Anwohnern und Mitgliedern von Bürgergruppen gegen den unangekündigten THAAD-Transport habe es Zusammenstöße mit der Polizei gegeben, berichteten südkoreanische Sender. Nach Angaben der Gruppen gab es etwa zehn Verletzte.

Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums in Washington sagte, die USA arbeiteten mit Südkorea zusammen, um die Aufstellung des „defensiven“ THAAD-Systems so schnell wie möglich abzuschließen. Dessen Einsatz diene dazu, Südkorea vor Bedrohungen durch nordkoreanische Raketen zu verteidigen. Das System solle wie ursprünglich geplant bis Ende des Jahres einsatzbereit sein, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Yonhap wurden ein Radar, mobile Raketenwerfer und andere Elemente in eine abgeschirmte Zone gebracht.

Nach zwei Atomversuchen und zahlreichen Raketentests durch Nordkorea seit dem vergangenen Jahr ist die Lage in der Region sehr angespannt. US-Präsident Donald Trump hatte bereits mehrfach mit Alleingängen im Atomstreit mit der Führung in Pjöngjang gedroht, setzt aber auf eine Zusammenarbeit mit China.

Die US-Regierung wollte am Mittwoch in Washington den gesamten Senat über den Konflikt mit Nordkorea informieren. Am Mittag (Ortszeit) war in Washington nach Angaben des Weißen Hauses und des Außenministeriums zunächst ein Treffen zwischen Trump und Außenminister Rex Tillerson geplant. Anschließend soll dann Tillerson unter anderem mit Verteidigungsminister James Mattis die Senatoren unterrichten.

Nach Angaben der US-Marine hielten amerikanische Kriegsschiffe am Mittwoch zur gleichen Zeit Seeübungen mit den südkoreanischen und japanischen Seestreitkräften in Gewässern westlich der koreanischen Halbinsel sowie westlich von Japan den zweiten Tag in Folge ab.

Die zuständige US-Flotte berichtete außerdem von Luftübungen japanischer und amerikanischer Kräfte über dem Philippinischen Meer. Daran nahmen demnach von US-Seite Flugzeuge teil, die auf dem Flugzeugträger „USS Carl Vinson“ stationiert sind. Dem TV-Sender Fox hatte Trump mit Blick auf Nordkorea gesagt: „Wir schicken eine Armada, sehr schlagkräftig.“

Am Dienstag war zudem das atomgetriebene Raketen-U-Boot „USS Michigan“ im südkoreanischen Busan eingetroffen.

Die USA hatten die geplante Stationierung einer THAAD-Batterie in Südkorea bereits angekündigt. Trotz Protesten Chinas hatten sie im März die ersten Elemente geliefert. Peking sieht durch THAAD seine Sicherheitsinteressen bedroht.

Auch in Südkorea wehren sich Anwohner gegen die Aufstellung. Sie kritisieren unter anderem, bei den Planungen übergangen worden zu sein und erstes Ziel möglicher nordkoreanischer Raketenangriffe werden zu können.