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Kriminalität BKA stellt acht Tonnen Kokain sicher

Drogen und Cyber-Kriminalität: Der Lagebericht zur organisierten Kriminalität in Deutschland zeigt, dass die Bedrohung ungebrochen hoch ist.

01.08.2018, 23:01

Wiesbaden (dpa) l Die Bedrohung in Deutschland durch die organisierte Kriminalität (OK) ist nach den Worten des BKA-Chefs Holger Münch ungebrochen hoch. 2017 habe das Bundeskriminalamt 572 OK-Verfahren bearbeitet, neun mehr als im Vorjahr. Nach wie vor seien Drogenhandel und -schmuggel das wichtigste Betätigungsfeld der organisierten Banden, gefolgt von Eigentumsdelikten und Wirtschaftskriminalität. Das geht aus dem aktuellen BKA-Bericht über die organisierte Kriminalität hervor, der am Mittwoch in Wiesbaden vorgestellt wurde.

Wer dominiert den deutschen Rauschgiftmarkt?
Der Drogenhandel ist zu einem Drittel in deutscher Hand, weit abgeschlagen folgen türkische und albanische Banden. Geschmuggelt und verkauft werden hauptsächlich Kokain und Cannabis – wobei das Kokain auf teils abenteuerlichen Wegen nach Deutschland gelangt. Überwiegend in Kolumbien angebaut, wird die Droge oft auf dem Seeweg nach Europa geschmuggelt. Dazu wird das Kokain teils in wasserdichten Behältern von den großen Schiffen aus vor den Häfen ins Meer geworfen und dann von kleinen Schnellbooten eingesammelt, wie Ermittler berichten.

An Land erfolgt der Transport mit Autos – manchmal in perfiden Verstecken, die sich nur mit Hilfe mehrerer Magnete öffnen lassen. Deutschen Drogenfahndern gelangten 2017 zwei Großfunde von Kokain: 4,7 Tonnen in Hamburg und 1,5 Tonnen in Bremerhaven. Insgesamt wurden 2017 acht Tonnen Kokain sichergestellt. Dies ist ein absoluter Rekordwert. 2016 waren es 1,9 Tonnen.

Was wurde noch so alles in Autos versteckt?
Einen ganz besonderen Fund machten Fahnder im Motor eines Geländewagens. Hier entdeckten sie 2017 – neben mehreren Kilos Rauschgift – drei Maschinenpistolen „VZ61 Skorpion“, sechs Pistolen „Tokarev TT-33“, sieben Pistolen „Baikal 442“ und jede Menge Patronen. Das Verfahren gegen die Tatverdächtigen läuft derzeit in Großbritannien. „Die Skorpion ist deshalb so gefährlich, weil sie vollautomatisch schießen kann“, sagt BKA-Waffenexperte Christoph Becker. Es sei eine typische Waffe der organisierten Kriminalität. Um den Rückstoß abzumildern, habe die Skorpion einen speziellen Schulterbügel.

Was gibt es Neues aus der Rockerszene?
In Deutschland zählt das BKA rund 700 Ortsvereine (Chapter) mit ungefähr 10 000 Rockern. Etwa 20 der OK-Verfahren 2017 richteten sich gegen diese Gruppen. Erst vor kurzem verhängte die Bundesregierung ein deutschlandweites Verbot gegen die rockerähnlichen „Osmanen Germania“. Hilft so ein Verbot den Ermittlern? „Es ist ein Baustein von vielen Maßnahmen. Aber es ist ein wichtiges Mittel“, sagt der Leiter für die Analyse schwerer OK, Michael Nagel.

Denn die Menschen gebe es natürlich weiter, auch nach dem Verbot ihrer Organisation. Allerdings sei es sehr wirksam, dass die Behörden das Vermögen der Gruppen einziehen dürften – dazu zählten Immobilien, Waffen, Geld oder auch Motorräder. Auch das Kutten-Verbot sei sehr effektiv, da es Rockern sehr wichtig sei, sich nach außen zu präsentieren.

Welche Rolle spielen Smartphone und Computer dabei?
Eine riesige, und das nicht nur im Falle der Cyberkriminalität. Die organisierte Kriminalität sei insgesamt immer stärker von der Digitalisierung geprägt, sagt BKA-Chef Münch. Straftäter kommunizierten mehr und mehr verschlüsselt, etwa über Messenger-Dienste auf dem Smartphone. „Auch die Datenmengen werden immer größer.“

Das bedeutet auch eine Herausforderung für die Kriminaltechnik. Der Computer-Forensiker Janusch Rolnik ist beim BKA für die Rekonstruktion von Handydaten zuständig, wenn das Gerät beispielsweise bewusst zerstört wurde. Rolnik sagt, mit bestimmten Methoden „bekomme ich alle Daten zurück“.