Kubas Präsident Ende der Castro-Ära

Seit fast 60 Jahren regieren die Castro-Brüder Kuba. Im April will der jüngere Bruder, Raúl, aufhören. Eine Ära geht zu Ende.

22.12.2017, 23:01

Havanna (dpa) l Der kubanische Präsident Raúl Castro (86) wird im kommenden April von seinem Amt als Staatschef abtreten – damit endet nach mehr als 60 Jahren endgültig die Ära der Castros. Das Parlament der sozialistischen Karibikinsel kündigte an, dass das ursprünglich für den 24. Februar erwartete Ende seiner Amtszeit auf den 19. April verschoben werden solle.

Castro bestätigte am Donnerstagabend (Ortszeit), dass er im April das Amt niederlegen werde. „Mit der Bildung des neuen Parlaments wird mein zweites und letztes Mandat an der Spitze von Staat und Regierung beendet sein und Kuba wird einen neuen Präsidenten haben“, sagte der Staatschef. Raúl Castro hatte wiederholt darauf hingewiesen, dass es Zeit für einen Generationswechsel an der Macht sei.

Es wird erwartet, dass Vizepräsident Miguel Díaz-Canel sein Nachfolger wird. Er könnte den Kurs einer vorsichtigen Öffnung fortsetzen. Allerdings wird er nicht über die gleiche Machtfülle verfügen, weil Raúl Castro wohl vorerst Generalsekretär der Kommunistischen Partei bleiben wird.

Castro hatte schon bei seiner Wiederwahl im Februar 2013 angekündigt, dass dies seine letzte Amtszeit sein werde. Als Grund für die Verlängerung der Amtszeit um zwei Monate wurden nun „außergewöhnliche Umstände“ wegen des Hurrikans „Irma“ genannt. Durch den Wirbelsturm starben im September zehn Menschen und es entstanden große Schäden, mehr als 150.000 Wohnungen wurden zerstört. Deswegen waren auch die Kommunalwahlen von Oktober auf November verschoben worden. Aus den Reihen der gewählten Kommunalvertreter wird ein Teil der Kandidaten für das Parlament ernannt. Der neue Präsident muss vom Parlament bestimmt werden.

Der heute 86-jährige Castro hatte das höchste Staatsamt im Sommer 2006 zunächst provisorisch von seinem erkrankten älteren Bruder Fidel übernommen. 2008 und 2013 wurde er vom Volkskongress für zwei je fünfjährige Amtszeiten gewählt. Fidel Castro starb im November 2016 im Alter von 90 Jahren. Miguel Díaz-Canel hat eine Fortsetzung des Kurses angekündigt. „Ich empfinde keine Brüche in unserem Land. Vor allem brauchen wir Kontinuität“, sagte er zuletzt. „Die kubanischen Präsidenten werden stets die Revolution verteidigen und es werden immer Kameraden sein, die aus dem Volk stammen und vom Volk gewählt werden“, antwortete er auf die Frage, ob er der neue Präsident sei.

Raúl Castro war nach dem Sieg der Revolution 1959 die Nummer zwei auf der Insel, bevor er seinen Bruder an der Spitze ablöste. Er leitete Ende 2014 mit US-Präsident Barack Obama eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Washington und Havanna ein. 2015 nahmen die verfeindeten Länder wieder diplomatische Beziehungen auf, 2016 reiste Obama nach Kuba.

Raúl Castro veranlasste auch vorsichtige Wirtschaftsreformen, zum Beispiel mit der Verteilung von Lizenzen, um private Restaurants und Pensionen zu betreiben. Die USA starteten wieder Direktflüge nach Kuba, zudem nahm der Kreuzfahrttourismus stark zu. Unter Obamas Nachfolger Donald Trump verschlechterten sich die Beziehungen aber wieder, zudem gab es einen diplomatischen Eklat um angebliche Akustikattacken auf die US-Botschaft.