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Nutztierattacken GroKo will Wolf an den Kragen

Die Zahl der Wölfe steigt und immer mehr Nutztiere werden gerissen. Union und SPD haben deshalb vereinbart, etwas dagegen zu unternehmen.

09.02.2018, 16:14

Karow/Schwerin (dpa) l Die Schafhalter in Deutschland haben die Pläne im Koalitionsvertrag von Union und SPD zum künftigen Umgang mit Wölfen begrüßt und eine schnelle praktische Umsetzung verlangt. "Das ist ein sehr guter und wichtiger Ansatz", sagte der Vorsitzende der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL), Jürgen Lückhoff, der Deutschen Presse-Agentur. CDU, CSU und SPD haben vereinbart, dass die EU-Kommission den Schutzstatus des Wolfs abhängig von seinem Erhaltungszustand überprüfen soll, um "die notwendige Bestandsreduktion herbeiführen zu können". Wölfe, die Weidezäune überwunden haben oder für den Menschen gefährlich werden, müssten "entnommen werden".

In Deutschland sind die Wölfe vor allem im Osten und in Niedersachsen verbreitet. Einzelne Wölfe haben sogar schon Belgien erreicht, wie Untersuchungen belegen. "Wir brauchen dringend ganz praktische Möglichkeiten, die Wölfe von weiteren Attacken auf Nutztiere abzuhalten", sagte Lückhoff in Karow (Kreis Ludwigslust-Parchim). Dazu gehöre die "umgehende Entnahme auffälliger Wölfe". "Mit Zäunen allein ist das Problem nicht zu lösen", betonte der Vorsitzende von rund 8000 Schafhaltern.

Bundesweit seien im Vorjahr zum ersten Mal rund 1000 Nutztiere von Wölfen getötet oder verletzt worden, darunter immer mehr Kälber und größere Rinder. So wurden in Sachsen-Anhalt 43 Kälber attackiert, zudem 122 Schafe. In Mecklenburg-Vorpommern, mit bisher noch wenigen Wolfsrudeln, gab es den Angaben zufolge 26 Vorfälle mit knapp 90 getöteten und verletzten Schafen, Rindern und Damwild. Das waren fast doppelt so viele Fälle wie 2016.

Die Lage ist für viele Bauern und Schafhalter so ernst, dass sie bereits mehrfach Mahnfeuer gegen die ungehinderte Ausbreitung der Wölfe organisiert haben. Nach Auffassung von Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) haben die Wölfe in Deutschland die angestrebte Population bereits überschritten. "Wir rechnen inzwischen mit mehr als 1000 Wölfen." Damit müssten die Raubtiere wie in Schweden, Estland, Russland und Frankreich "bewirtschaftet werden". Die Zahl entspreche einem "guten Erhaltungszustand", so dass der strenge Schutzstatus bei der EU in Brüssel aufgehoben werden sollte. Zudem nehme der Bestand jährlich um 30 Prozent zu, was auch Umweltverbände bestätigen.