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OECD-Studie Kaum Warten bis der Arzt kommt

Patienten in Deutschland müssen nicht lange auf den Arzt warten. Das hat eine OECD-Studie herausgefunden.

10.11.2017, 23:01

Berlin (dpa) l Deutschland hat weltweit mit die höchsten Gesundheitsausgaben. Mehr als Deutschland mit 11,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) geben etwa die Schweiz (12,4 Prozent) und die USA (17,2 Prozent) aus, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mitteilte. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 9,0 Prozent vom BIP. Die Ausgaben allein der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland belaufen sich derzeit auf fast 230 Milliarden Euro. Die Türkei liegt bei den Gesundheitsausgaben im OECD-Vergleich mit 4,3 Prozent vom BIP am unteren Ende der Skala.

Allerdings müssen demnach die Schweizer oder die Amerikaner für ihre Gesundheitsversorgung wesentlich tiefer in die eigene Tasche greifen als die Deutschen. Und auch der Service sei in Deutschland besser als in den meisten anderen Ländern. So hätten Patienten relativ geringe Wartezeiten. Und auch die Wahlmöglichkeiten, etwa des Arztes, seien viel ausgeprägter als anderswo, so die OECD-Studie.

Man kann aber auch noch einiges verbessern. So weist der Bericht darauf hin, dass Deutschland mit rund 2000 Häusern eine relativ hohe Krankenhaus- und Bettendichte habe. Es gebe eine überdurchschnittlich hohe Überlebenschance bei Darmkrebs. Zugleich stellt der Report aber auch heraus, dass mehr Eingriffe im Krankenhaus ambulant erledigt werden könnten. Ebenso sollten nicht notwendige Eingriffe reduziert werden. Zudem wird ein hoher Verbrauch von Arzneimitteln kritisiert.

Das gute Angebot bei der Gesundheitsversorgung führe auch dazu, dass sie ausgiebig genutzt werde, heißt es in dem Report. Allerdings gebe es große regionale Unterschiede, die teils auf eine Überversorgung hinweisen könnten. Das stimmt mit mehreren deutschen Untersuchungen überein, die feststellen, dass besonders in Ballungsräumen, wo ein großes Angebot besteht, dieses auch intensiv genutzt wird – während vor allem in ländlichen Räumen das dort geringere Angebot zurückhaltender genutzt wird.

In den OECD-Ländern ist die Lebenserwartung in den vergangenen rund 50 Jahren um zehn auf 80,6 Jahre gestiegen. Deutschland liegt hier im guten Mittelfeld. Lettland steht dem Report zufolge mit einer Lebenserwartung von 74,6 Jahren am Ende der Skala, Japan mit 83,9 Jahren an der Spitze.

Von den Gesundheitsrisiken – Rauchen, Trinken, zu viel Essen – sind die Deutschen besonders betroffen. In den meisten OECD-Ländern ist das Rauchen seit 2000 zum Teil deutlich zurückgegangen. Allerdings hängen im OECD-Schnitt immer noch 18,4 Prozent der Erwachsenen (gerechnet ab 15 Jahren) täglich am Glimmstängel. In Mexiko rauchen nur 7,6 Prozent der Bevölkerung, in Griechenland 27,3 Prozent. Deutschland liegt trotz intensiver Bemühungen der Bundesregierung mit 20,9 Prozent Rauchern immer noch über dem Durchschnitt.

Die Deutschen trinken im Jahr in welcher Form auch immer 11 Liter reinen Alkohol. Der Länderdurchschnitt liegt bei 9. Die Türken trinken nur 1,4 Liter, die Belgier 12,6. Und die Japaner sind am schlanksten: nur 3,7 Prozent der dortigen Bevölkerung ist fettleibig (Body-Mass-Index >30). In den USA am anderen Ende der Skala sind es fast 40 Prozent (38,2). Die OECD-Mitte liegt bei 19,4 und Deutschland bei 23,6 Prozent.