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Parteiaustritt Jürgen Todenhöfer gründet eigene Partei

Bestsellerautor und Friedensaktivist Jürgen Todenhöfer gründet zu seinem 80. Geburtstag seine eigene Partei - das "Team Todenhöfer".

Von Samantha Guenther 13.11.2020, 11:34

Berlin l "Es wird groß werden in Berlin", kündigte Jürgen Todenhöfer in seiner Facebook-Story - einige Stunden vor Beginn seiner Auftaktveranstaltung am Donnerstagabend in Berlin - an. Die Straße vor dem Brandenburger Tor wurde von der Polizei abgesperrt. Unter dem Motto "JT wird 80" wurden maximal 1000 Teilnehmer angemeldet. Gekommen sind etwa zwei- bis dreihundert Menschen, um die Neuigkeiten von Todenhöfer zu erfahren. Der 80-Jährige gründet seine eigene Partei "Team Todenhöfer".

Es ist 18.45 Uhr als ein Moderator auf der kleinen Bühne noch einmal auf die Abstandsregeln hinweist. Auch der Mund-und Nasenschutz soll getragen werden. Mittlerweile haben sich auf Facebook-Live circa 2500 Zuschauer zu geschalten. Ein Banner trägt den Slogan: "Mut zur Menschlichkeit".

Kurz nach 19.00 Uhr folgt ein kurzer Videoeinspieler: Jürgen Todenhöfer - ehemaliger CDU-Bundestagsabgeordneter, Richter, Medienmanager und vor allem bekannt für seine Berichterstattung aus Krisen- und Kriegsgebiete. Todenhöfers Auftritt folgt.

Die Partei heißt – inspiriert durch das "Team Kurz“ des österreichischen Bundeskanzlers – "Team Todenhöfer". Etwa tausend Mitgliedern sollen der neu gegründeten Partei angehören. Etwa zweihundert kommen aus dem engeren Kreis, so Todenhöfer in seiner Rede.

Zugleich betonte der Publizist, in seiner Partei werde es "keinen Platz für Antisemiten, Islamhasser und sonstige Rassisten" geben. Mehrfach wurde Todenhöfer auf seinen sozialen Kanälen kritisiert, ob er nun den "Querdenkern" angehöre. Todenhöfer macht deutlich, seine Partei gehöre auch nicht zum Kreis der Corona-Leugner, er nehme die Corona-Pandemie ernst.

Bereits im nächsten Jahr will der 80-jährige Todenhöfer mit seiner Partei, bestehend aus sehr jungen Kandidaten und vielen Frauen, zur Bundestagswahl antreten. Geplant ist eine "humanistische Revolution". "Es wird die jugendlichste und weiblichste Partei, meine Generalsekretärin und Sprecherin ist 24 Jahre alt", so Todenhöfer. Dabei spricht der frühere Bundestagsabgeordnete folgende politische Programmpunkte an: die Steuersenkung für die Mittelschicht, drei Jahre Elternzeit, der Bau von Millionen Wohnungen und vor allem ein Ende der Bundeswehreinsätze im Ausland.  

Fast zwei Stunden spricht Todenhöfer über falsche Versprechungen und das Versagen der Politik. Ohne Notizen. Dabei spricht der Nahost-Experte auch über ein afghanisches Schulmädchen, welches er in einem seiner Afghanistan-Besuche fragte: "Was wäre die eine Frage, welche du den Präsidenten von Amerika stellen würdest."

Todenhöfer wird unterbrochen. Ein "Querdenker" hat anscheinend nicht seine Maske auf. Kurz wird es unruhig. Einige Kundgebungsteilnehmer schreien: "Hau ab!" Todenhöfer unterbricht: "Es geht hier um ein junges Mädchen, dass in diesem Moment wichtiger ist als Sie!". Es wird wieder ruhiger. Todenhöfer erzählt weiter. 

Das junge Mädchen dachte nach und sprach zu ihm: "Was habe ich ihm getan?". Todenhöfer wiederholt die Frage mehrmals. Damit betont er noch einmal, wofür seine Partei stehen wird. "Keine Kriege mehr. Keine sinnlosen Bombardierungen mehr.", so Todenhöfer. Seine neue Partei werde sich einsetzen für das Ende von Bundeswehreinsätzen im Ausland und für den Stopp von Waffenexporten in Krisenregionen. 

Todenhöfer war 50 Jahre lang CDU-Mitglied. Dem Bundestag gehörte er von 1972 bis 1990 an, unter anderem als entwicklungspolitischer und abrüstungspolitischer Sprecher der Union. Am Donnerstag trat er aus der Partei aus, von dessen Wirtschaftspolitik er enttäuscht ist.

"Die CDU war eine Partei des Friedens, heute steht sie für dreizehn, teils völkerrechtswidrige Auslandseinsätze der Bundeswehr. Das hätte es unter einem Kanzler Kohl nie gegeben", so der Friedensaktivist in seiner Rede.

Todenhöfer, der am Donnerstag 80 Jahre alt wurde, hält sich für ausreichend fit für eine zweite Politikkarriere. Seine Partei werde sich für "Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Unabhängigkeit" einsetzen. Großspenden wolle er nicht annehmen, um den Einzug in den Bundestag zu schaffen.