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Terrorverdacht Sieben Tote nach Angriff in London

Großbritannien ist zwei Wochen nach dem Anschlag von Manchester erneut Ziel von Terroristen. Mindestens sieben Menschen sterben in London.

04.06.2017, 06:45

London (dpa) l Wenige Tage vor der Parlamentswahl und knapp zwei Wochen nach dem Bombenanschlag in Manchester ist Großbritannien erneut Ziel eines Terroranschlages geworden. Nach bisherigen Erkenntnissen töteten am späten Sonnabendabend in London drei mutmaßliche Täter mindestens sieben Menschen, wie die Polizei mitteilte. Mindestens 48 weitere Menschen wurden verletzt. Drei mutmaßliche Angreifer wurden nach Polizeiangaben erschossen. Großbritanniens Anti-Terror-Chef Mark Rowley erklärte am frühen Sonntagmorgen, die Polizei behandle die Angriffe als "terroristische Vorfälle".

Bislang hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt. Jedoch verwies Rita Katz, Direktorin der auf dschihadistische Propaganda spezialisierten Site Intelligence Group, darauf, dass Anhänger der IS-Terrorgruppe den Anschlag in ihren Foren und Chat-Kanälen feierten und den IS hinter der Tat vermuteten.

Die Konservative Partei von Premierministerin Theresa May setzte am Sonntag ihren Wahlkampf vorübergehend aus. Am Donnerstag wählt Großbritannien ein neues Parlament.

Die Attacke begann am späten Sonnabendabend auf der London Bridge im Zentrum und setzte sich auf dem nahe gelegenen Borough Market fort. Die Täter griffen ihre Opfer zuerst mit einem Kleintransporter und dann mit Messern an.

Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden die Angreifer am Borough Market von Sicherheitskräften erschossen – acht Minuten nach Eingang des Notrufs. Die Attentäter hätten Westen getragen, die so ausgesehen hätten, als würden sie Sprengstoff enthalten. Die Westen hätte sich später jedoch als harmlose Attrappen entpuppt.

Zunächst hatte es geheißen, die mutmaßlichen Täter seien bereits auf der London Bridge aus dem Fahrzeug gesprungen und hätten verletzte Personen mit Messern attackiert. "Das war wie ein Amoklauf", zitierte die BBC einen Zeugen. Anschließend seien die Täter zu Bars und Restaurants in der Umgebung gelaufen und hätten gerufen: "Dies ist für Allah". Auf Twitter hatte die Polizei die Bevölkerung aufgefordert, das Gebiet zu meiden. Die London Bridge wurde komplett abgeriegelt. Der Borough Markt ist eine beliebte Touristenattraktion.

Premierministerin Theresa May hatte zuerst von einem möglichen Terrorakt gesprochen. Die Polizei ging am Morgen davon aus, dass es über die drei erschossenen Verdächtigen hinaus keine weiteren Täter gebe. Man müsse aber noch weiter ermitteln, um dies mit hundertprozentiger Sicherheit sagen zu können, erklärte Großbritanniens Anti-Terror-Chef Mark Rowley.

May berief Medienberichten zufolge für Sonntagmorgen eine Sondersitzung des Cobra-Komitees, des höchsten britischen Sicherheitsgremiums, ein.

Erst vor knapp zwei Wochen hatte der 22-jährige Selbstmordattentäter Salman Abedi nach einem Konzert des Teenie-Stars Ariana Grande in Manchester mit einer Bombe 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Bei dem Terroranschlag waren mehr als 100 Personen verletzt worden.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan sprach von einer "gezielten und feigen Attacke" auf unschuldige Londoner und Besucher. Die Polizei sperrte große Areale in der Stadt weiträumig ab. Sie bat die Menschen, nicht leichtfertig Videos und Bilder von den Tatorten in Umlauf zu bringen.

Erst vor knapp zwei Wochen hatte der 22-jährige Selbstmordattentäter Salman Abedi nach einem Konzert des Teenie-Stars Ariana Grande in Manchester mit einer Bombe 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Bei dem Terroranschlag waren mehr als 100 Personen verletzt worden.

Die Terrorattacke auf der London Bridge erinnert an einen Angriff im März: Am 22. März war ein 52-jähriger Mann auf der Westminster-Brücke in London mit hohem Tempo in Fußgänger gefahren. Anschließend tötete er mit einem Messer einen unbewaffneten Polizisten. Bei dem Terrorangriff waren sechs Menschen ums Leben gekommen und Dutzende Menschen verletzt worden. Der Attentäter wurde erschossen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich bestürzt. "Wir sind heute über alle Grenzen hinweg im Entsetzen und der Trauer vereint, aber genauso in der Entschiedenheit", sagte die Kanzlerin in einer Erklärung. Die Kanzlerin bekräftigte, dass Deutschland im Kampf gegen jede Form von Terrorismus "fest und entschlossen" an der Seite Großbritanniens stehe.

US-Präsident Donald Trump habe May noch in der Nacht telefonisch sein Mitgefühl ausgesprochen, teilte das Weiße Haus in Washington mit. Auf Twitter schrieb Trump: "Was auch immer die Vereinigten Staaten tun können, um in London und im Vereinigten Königreich zu helfen, wir werden da sein".

Der französische Staatspräsidenten Emmanuel Macron schrieb auf Twitter, Frankreich stehe nach der "neuen Tragödie" an der Seite Großbritanniens. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien."