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Umwelt Klimastress in allen Lebenslagen

Von der Küste bis an den Bodensee bekommen die Deutschen die Erderhitzung bereits zu spüren. Experten mahnen: Das ist erst der Anfang.

26.11.2019, 23:01

Berlin (dpa) l Ein gut 270 Seiten dicker Bericht der Bundesregierung trägt zusammen, was der Klimawandel für Bauern und Städter, Allergiker, Küstenbewohner oder Autofahrer bedeutet. "Es ist nicht auszudenken, was es bedeuten würde, wenn sich das in dieser Geschwindigkeit wirklich fortsetzen würde", sagte Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) bei der Vorstellung gestern in Berlin. Die Antwort müsse heißen: "Viel mehr Klimaschutz, und zwar weltweit."

Ebenfalls am Dienstag zeigte ein Report der Vereinten Nationen, dass der Weg dahin noch weit ist: Wenn die Weltbevölkerung so weiterlebe wie aktuell, drohe die Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um 3,4 bis 3,9 Grad zu steigen, teilte das UN-Umweltprogramm Unep mit. Am 2. Dezember beginnt die UN-Klimakonferenz. Sie wolle dafür kämpfen, dass die EU vorangehe und ihre Klimaschutz-Ziele verschärfe, sagte Schulze.

Nicht immer sei klar, welchen Anteil der Klimawandel an einzelnen Veränderungen habe, denn es spielten verschiedene Faktoren zusammen, räumen die Autoren des Berichts ein, an dem Bundes- und Landesbehörden, Universitäten und Fachverbände mitgearbeitet haben. Trends sind demnach aber klar erkennbar.

Gesundheit: "Hitzestress" setzt vor allem Älteren, Kranken und Kindern zu. In heißen Jahren sterben mehr Menschen, als statistisch normal wäre: 2003 gab es etwa 7500 Todesfälle mehr. Das Klima beeinflusst, wann und welche Pollen fliegen. Die machen Allergikern Probleme. Dass sich etwa die Beifuß-Ambrosie ausbreite, werde auch mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht.

Wasser: Deutschland ist wasserreich. Aber Monate mit unterdurchschnittlichen Grundwasserständen werden häufiger. Die Flüsse führen weniger Wasser. Auch Nord- und Ostsee erwärmen sich – und die Meeresspiegel steigen. Damit nimmt die Flutgefährdung zu. Zudem erodieren Küsten.

Städte: Sie bilden "Wärmeinseln". Starkregen kann in zugebauten Regionen schlecht ablaufen. Stadtplaner und Architekten sollten etwa auf Grünflächen als „kühlende Oasen“ setzen.

Verkehr: Hoch- und Niedrigwasser auf Flüssen machen Schiffen Probleme. Aber auch Autofahrer sind betroffen: "Für die winterlichen Gefahren wird dabei für die Zukunft allgemein von einer Abnahme ausgegangen, während es in Frühjahr, Sommer und Herbst u. a. infolge größerer Hitze und vermehrter Stark- regen häufiger zu Unfällen kommen könnte", heißt es.

Arbeit: Hitze senkt die Leistungsfähigkeit und steigert die Gefahr von Unfällen. Studien nehmen laut Bericht für hohe Hitzebelastung in Mitteleuropa Produktivitätsabnahmen um drei bis zwölf Prozent an.

Landwirtschaft: Landwirte sind vom Klimawandel besonders betroffen, wenn etwa Dürre die Ernte vertrocknen lässt oder Futter knapp wird. Das sich ändernde Wetter könne sich aber auch positiv auswirken, denn die Vegetationsperiode werde länger.

Wälder: Manche Baumarten kommen mit Dürre und Hitze nicht klar – die Fichte etwa stehe gerate unter Druck, schreiben die Experten. Insekten wie Borkenkäfer und Krankheitserreger könnten sich ausbreiten. Es werde aber über eine zunehmende Waldbrandgefahr diskutiert, "denn in den kritischen Monaten wird es wärmer und trockener."