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Umweltschutz Kritik am Nitrat im Wasser

Zu viel Gülle auf den Feldern ist ein Problem fürs Grundwasser. Die EU setzt Deutschland daher eine letzte Frist, den Schutz zu verbessern.

25.07.2019, 23:01

Hannover (dpa) l Nach der EU-Kritik am mangelnden Schutz des Grundwassers vor Dünger und Nitrat hat Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast schnelle Besserung gelobt. "Gemeinsam mit dem Umweltministerium arbeiten wir sehr intensiv daran, die Vorgaben der EU und des Bundes zu erfüllen", sagte die CDU-Politikerin am Donnerstag in Hannover. Das erwarteten auch die Landwirte selbst. Sie verspreche, "dass wir jetzt in die Pötte kommen", sagte Otte-Kinast.

Die EU-Kommission hatte der Bundesregierung kurz zuvor eine letzte Frist von zwei Monaten gesetzt, um mehr gegen die Verunreinigung des Grundwassers mit Nitrat zu unternehmen. Gelingt das nicht, drohen Deutschland Geldstrafen in Millionenhöhe. In Niedersachsen besteht laut Agrarministerium auf 38 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Handlungsbedarf, das entspreche ungefähr einer Million Hektar Land.

Der Brief aus Brüssel habe sie nicht überrascht, sagte Otte-Kinast. Niedersachsen habe aber von Beginn an seine Hausaufgaben gemacht. Allerdings hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, ebenfalls CDU, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt erst vor zwei Wochen in die Pflicht genommen. In einem Schreiben forderte sie die Länder auf, alle notwendigen Anstrengungen zu unternehmen, um die Nitrat-Verordnungen voranzubringen. In anderen Bundesländern seien schärfere Dünge-Regeln schließlich schon in Kraft getreten.

Eine Karte, die die belasteten Gebiete in Niedersachsen ausweist, liegt laut Agrarministerium intern bereits vor, müsse aber vor der Veröffentlichung noch rechtssicher abgestimmt werden. Umweltminister Olaf Lies (SPD) sagte: "Jetzt gilt es, gemeinsam auf die Tube zu drücken, um die roten Gebiete zu verankern und so den Anforderungen möglichst schnell gerecht zu werden."

Nach Worten von Otte-Kinast dauert die Umsetzung in Niedersachsen so lange, weil im Gegensatz zu anderen Bundesländern auch phosphatsensible Gebiete ausgewiesen und eine elektronische Nährstoffmeldung eingeführt werden solle. Sie habe den Anspruch, es "richtig, genau und sattelfest" zu machen, sagte die Ministerin.

Für Gebiete mit hoher Nitrat- oder Phosphatbelastung seien mehrere Maßnahmen vorgesehen: So soll Dünger unter anderem in kürzerer Zeit eingearbeitet und Wirtschaftsdünger auf Nährstoffe hin untersucht werden. Landvolk-Präsident Albert Schulte to Brinke sagte, die Landwirtschaft trage schon zur Minderung von Nitrat im Wasser bei. So sei der Mineraldüngereinsatz um rund 20 Prozent geringer geworden.

Kritik kam aber von Umweltverbänden. Martin Hofstetter von Greenpeace sagte, das Düngerecht in Deutschland "dient der Agrarindustrie, ist aber schlecht für unser Trinkwasser und die Steuerzahlenden". Auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) warnte, zu viel Dünger gefährde die Qualität der Trinkwasserressourcen. Die VKU-Mitglieder versorgten rund 90 Prozent der Bundesbürger mit Trinkwasser.