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US-Präsident Trumps viele Baustellen

Nicht nur rechtliche Probleme bringen den US-Präsidenten Donald Trump zur Zeit ins Schwitzen.

Von Maren Hennemuth, dpa 23.08.2018, 23:01

Washington l Sein langjähriger Anwalt belastet ihn schwer, sein früherer Wahlkampfmanager muss vielleicht lebenslang ins Gefängnis – und das sind nicht die einzigen Probleme, mit denen sich Donald Trump derzeit rumschlägt.

Am 6. November werden alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus und 35 der 100 Sitze im Senat neu vergeben. Trumps Republikaner könnten zumindest in einer der beiden Kammern ihre Mehrheit verlieren. Sollten die Demokraten das Repräsentantenhaus dominieren, könnten sie den Präsidenten bei wichtigen Gesetzesvorhaben massiv behindern. Außerdem könnten sie mit ihrer Mehrheit die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens gegen ihn beschließen.

Trump hat bei den Wahlen einen Erdrutschsieg seiner Partei vorausgesagt. Sein Umfeld schraubt dagegen die Erwartungen betont herunter. Trump will für seine Partei eifrig Wahlkampf machen, schon jetzt vergeht kaum eine Woche ohne einen Auftritt – und von August bis November sind dafür mehr als 40 Tage in seinem Terminplan vorgesehen.

Mit Michael Cohen und Paul Manafort sorgten in dieser Woche zwei einstige Mitglieder aus Trumps innerstem Zirkel vor Gericht für Schlagzeilen. Cohen belastete den Präsidenten unter Eid schwer, gab vor Gericht zu, dass er Schweigegeld an Frauen gezahlt habe, und sagte, dass er dies im Auftrag von Trump getan habe. Den Demokraten könnte das Munition für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump liefern.

Manafort wurde von einer Geschworenenjury schuldig gesprochen, im September beginnt ein weiterer Prozess gegen ihn. Und ein Ende der Ermittlungen von Robert Mueller in der Russland-Affäre ist vorerst nicht in Sicht. Die „New York Times“ berichtete, dass der Rechtsberater des Weißen Hauses, Don McGahn, dabei umfangreich mit dem Sonderermittler kooperiere. In den vergangenen neun Monaten sei er mindestens drei Mal befragt worden – insgesamt soll das 30 Stunden gedauert haben. McGahn habe dabei etwa Trumps Wut über die Untersuchung geschildert und dessen Äußerungen und Handlungen bei der Entlassung von FBI-Chef James Comey dargelegt.

Der Streit mit dem Iran brodelt, der Handelskonflikt mit China eskaliert, das Verhältnis zu engen Verbündeten in Europa ist unterkühlt. Trumps außenpolitischer Kurs ist überwiegend machtpolitisch motiviert, an offenen Baustellen mangelt es nicht. Wohin die USA und China beim Handel steuern, ist unklar. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt verhängen immer neue Runden von Strafzöllen gegeneinander. Der Handelsstreit zwischen Washington und der EU ist vorerst beigelegt, könnte aber wieder aufflammen.

Im November will Trumps Regierung eine weitere Runde von Sanktionen gegen den Iran wieder in Kraft setzen, auch hier könnte eine Eskalation folgen. Der längste Krieg der USA, der Afghanistan-Einsatz, dauert derweil an. Trumps vor einem Jahr verkündete Strategie für das Land hat bislang keine Wende gebracht.

Beim Thema Nordkorea gab es nach dem Gipfel zwischen Trump und Machthaber Kim Jong Un nicht die erhofften großen Fortschritte. Die Internationale Atomenergiebehörde kam in einem diese Woche veröffentlichten Bericht zu dem Schluss, dass Nordkorea sein Atomprogramm nicht eingeschränkt, geschweige denn aufgegeben habe.

Mit seiner ehemaligen Mitarbeiterin Omarosa Manigault New-man lieferte sich Trump vor wenigen Tagen eine Schlammschlacht. Sie veröffentlichte ein Insider-Buch mit angeblichen Interna aus dem Weißen Haus und gab heimliche Mitschnitte von einem Telefonat mit Trump an die Medien; er beschimpfte sie als „Abschaum“ und als „Hund“. Es sind Kleinkriege wie dieser, die Trump sich immer wieder mit einstigen Vertrauten oder politischen Gegnern liefert und denen er auf Twitter einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit widmet.

Dem Ex-CIA-Chef John Brennan, einem lautstarken Kritiker Trumps, entzog der Präsident in der vergangenen Woche dessen spezielle Sicherheitsgenehmigung, die Brennan Zugang zu geheimen Dokumenten gab. Die offizielle Pressemitteilung des Weißen Hauses dazu trug das Datum 26. Juli. Das könnte darauf hindeuten, dass die Entscheidung strategisch verkündet wurde.