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Wikileaks Prominente kämpfen für Assange

Begleitet von Protesten hat die erste Anhörung um den US-Auslieferungsantrag gegen den Wikileaks-Gründer Julian Assange begonnen.

24.02.2020, 23:01

London (dpa) l Der 48-Jährige trug einen grauen Anzug, als er am Montag in London den Gerichtssaal betrat. Vor dem Gebäude hatten sich Anhänger Assanges versammelt und seine Freilassung gefordert. „Schießt nicht auf den Überbringer der (schlechten) Botschaft, befreit Assange“, stand zum Beispiel auf einem Plakat. Auch Prominente wie die Schauspielerin Sadie Frost waren darunter. Mehr als 30 Politiker aus zwölf Ländern beobachten den Prozess. Assange selbst kam nur kurz zu Wort. Er bestätigte seinen Namen und sein Geburtsdatum. Später klagte er, er könne sich wegen des Lärms vor dem Gerichtssaal nicht konzentrieren.

Die US-Justiz wirft Assange vor, der Whistleblowerin Chelsea Manning – damals Bradley Manning – geholfen zu haben, geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan veröffentlicht zu haben. Bei einer Verurteilung in allen 18 Anklagepunkten in den USA drohen dem gebürtigen Australier bis zu 175 Jahre Haft. Australische Politiker verlangten in London, Assange in sein Heimatland zu lassen. „Er ist australischer Staatsbürger“, hieß es. „Assange ist ein Unruhestifter, aber er ist unser Unruhestifter.“ Anwältin Jennifer Robinson rechnet mit einem langwierigen Prozess.

Eine Auslieferung des Wikileaks-Gründers Julian Assange an die USA wäre nach Ansicht von Reporter ohne Grenzen „ein Angriff gegen die Pressefreiheit“. „Assanges Ergebnisse gehören an die Öffentlichkeit“ sagte der Geschäftsführer der Organisation in Deutschland, Christian Mihr. Nur im ersten Schritt sei die Entscheidung über die Auslieferung Assanges juristisch. „Aber es ist auch eine politische Entscheidung – und das ist sehr problematisch“, sagte Mihr.

Auch der Chefredakteur der Enthüllungsplattform, Kristinn Hrafnsson, bezeichnete die Vorwürfe der USA gegen Assange als „absurd“. „Das ist ein politischer Fall“, kritisierte der Isländer. „Seit Jahren wird uns Schaden, Schaden, Schaden vorgeworfen. Aber für mich ist das Journalismus“, sagte Hrafnsson.

Die Anhörungen sind zunächst für eine Woche geplant und sollen dann erst am 18. Mai für weitere drei Wochen fortgesetzt werden. Assange sitzt zurzeit im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh im Osten Londons.

Die erste Anhörung zum Auslieferungsantrag der USA beginnt am Montagvormittag. Die US-Justiz wirft dem gebürtigen Australier vor, der Whistleblowerin Chelsea Manning - damals Bradley Manning - geholfen zu haben, geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan zu veröffentlichen. Bei einer Verurteilung in allen 18 Anklagepunkten drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft.

Assanges Vater John Shipton durfte seinen Sohn am Sonntag zwei Stunden lang besuchen. Er könne nicht verstehen, warum Julian im Gefängnis sei. „Er hat doch kein Verbrechen begangen.“ Die Zelle seines Sohnes sei am Sonntag durchsucht worden, berichtete der Vater Journalisten. Er wurde vom früheren griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis begleitet. Beide hatten am Vortag an einer Demonstration für Assange teilgenommen, die in der Nähe des Parlaments endete.

Mehr als 130 Politiker, Künstler und Journalisten in Deutschland hatten sich Anfang Februar für die Freilassung des gebürtigen Australiers ausgesprochen. Sie beriefen sich auch auf den UN-Sonderberichterstatter für Folter, Nils Melzer, der schwere Vorwürfe gegen die Behörden in Großbritannien, Schweden, den USA und Ecuador erhebt. In seinen Augen wurde an Assange ein Exempel statuiert, um Journalisten einzuschüchtern. Zu den Prozessbeobachterinnen gehören auch die Linken-Abgeordneten Sevim Dagdelen und Heike Hänsel.

Bereits am Sonnabend hatten Prominente auf einem Protestmarsch in London die Freiheit des Wikileaks-Gründers gefordert. Sie demonstrierten am Samstag gegen die mögliche Auslieferung an die USA. Zu den Teilnehmern gehörten der Musiker Brian Eno, Roger Waters (Pink Floyd), Chrissie Hynde (The Pretenders), die Rapperin M.I.A. und der frühere griechische Finanzminister Gianis Varoufakis.