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Medizin Frieda ist ein kleines Wunder

Das Mädchen Frieda wurde 2010 als Europas jüngstes Frühchen geboren. Entgegen allen Prognosen geht es ihr sehr gut. Jetzt wird sie fünf.

04.11.2015, 23:01

Fulda (dpa) l Geburtstag wird für Frieda immer besonders groß gefeiert. Vielleicht wegen der Freude der Familie über das gerettete Leben des kleinen Mädchens. Dass Frieda ihren mittlerweile fünften Geburtstag am 7. November überhaupt erleben darf, grenzt nach Einschätzung von Ärzten und Experten an ein medizinisches Wunder. Frieda ist Europas jüngstes Frühchen. Sie kam im Jahr 2010 im Klinikum Fulda viel zu früh zur Welt, bereits nach 21 Wochen und fünf Tagen. Eine normale Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Als sie entbunden wurde, war Frieda nur 26 Zentimeter groß und wog 460 Gramm.

Normalerweise haben solch extrem unreifen Neugeborenen fast keine Überlebenschance – und später auch keine gute Perspektive. Aber Frieda ist ein Phänomen. Sie stellt Prognosen auf den Kopf. „Sie hat sich toll entwickelt. Die Erleichterung ist riesengroß“, sagt Friedas Mutter Yvonne (38).

Und Frieda? Die freut sich auf ihren Geburtstag am Sonnabend mit vielen Freunden, auf einen „Schokoladenkuchen mit Smarties“. „Ich wünsche mir ein Puppenhaus“, sagt sie mit zarter Stimme. Zierlich wirkt sie noch immer. Sie ist nur einen knappen Meter groß und 12,5 Kilo schwer. Doch das kleine Mädchen strahlt. Sie ist fröhlich und kontaktfreudig. Wenn Sie mit ihrer Mutter „Mensch ärgere Dich nicht“ spielt, ist sie engagiert und zielstrebig.

Die Dankbarkeit, dass sich ihr Kind aufgrund der Frühgeburt nicht zu einem Pflegefall entwickelt hat, ist der Mutter anzumerken. Denn nicht selten tragen extrem unreife Frühchen dauerhafte Schäden davon – wenn sie überhaupt überleben. Lunge, Darm, aber auch Gehör und Netzhaut können geschädigt sein. Es drohen Hirnblutungen und bleibende Behinderungen.

Frieda aber geht es gut. Sie besucht seit einem Jahr die Regelgruppe eines Kindergartens in der Nähe von Fulda. „Sie nimmt sogar am Kurs „English for Kids“ teil und ist sehr musikalisch. „Ihr Kinderlein, kommet“ singt sie das ganze Jahr“, erzählt die Mutter schmunzelnd.

Doch ganz sorgenfrei ist Friedas Mutter nicht. Das Mädchen muss sich wegen Essstörungen manchmal übergeben. „Auch die Motorik ist bei Frieda nicht so geschmeidig. Wenn sie hüpft oder rennt, sieht es etwas staksig aus. Dafür ist sie kognitiv sehr weit, hat eine gute Auffassungsgabe.“ Der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Fulda, Reinald Repp, sagt: „Frieda ist ein kleines Wunder.“ Bei Tests könne sie mit Normal-Geborenen mithalten.

Nach Repps Angaben verbessere sich die Frühchen-Medizin in Deutschland stetig. „Die Chancen für die Kinder werden jedes Jahr besser und die Komplikationen weniger.“