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Kriminalität Razzia im größten Bordell Berlins

Nach der Razzia im Berliner Bordell "Artemis" fühlt sich die Staatsanwaltschaft an Gangsterboss Al Capone erinnert.

14.04.2016, 23:01

Berlin (dpa) l Nach einer Razzia in Berlins größtem Bordell „Artemis“ hat die Staatsanwaltschaft am Donnerstag erste Ergebnisse vorgestellt. Sie spricht von organisierter Kriminalität, Ausbeutung, Gewaltanwendung und Menschenhandel. Oberstaatsanwalt Andreas Behm zog einen Vergleich mit dem Mafia-Gangster Al Capone im Chicago der 1920er Jahre, der wegen Steuerhinterziehung angeklagt wurde, obwohl sich die eigentlichen Verbrechen auf einer viel massiveren Ebene abgespielt hatten.

Es gehe nicht um Bagatelldelikte, sondern um Taten, die das „System des illegalen Umfeldes“ bestätigen würden. Die Frauen seien „in Abhängigkeit gehalten und ausgebeutet“ worden. Der Betrieb basiere auf organisierter Kriminalität.

Die Frauen hätten nicht selbstständig gearbeitet, sondern seien abhängig beschäftigt gewesen, so die Ermittler. 17,5 Millionen Euro Schaden sei so unter anderem durch die Hinterziehung von Steuern und Sozialleistungen entstanden, teilte der Zoll mit.

Es gebe auch direkte Bezüge zu der kriminellen Rockerbande Hells Angels. Prostituierte hätte nfür Mitglieder der Hells Angels gearbeitet. Diese Kontakte seien „sicher nicht gewaltfrei“ abgelaufen, sagte Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra. Eine Frau sei „so malträtiert“ worden, dass sie keinen Ausweg mehr gesehen habe, als sich an die Polizei zu wenden.

Bei dem Einsatz am Mittwochabend wurden sechs Haftbefehle vollstreckt, zwei richteten sich gegen Betreiber des Bordells und vier gegen dort arbeitende Frauen.

Außerdem wurden sechs Wohnungen in Berlin und im restlichen Bundesgebiet durchsucht, wie die Ermittler mitteilten. Vermögen im Wert von 6,4 Millionen Euro wurde beschlagnahmt. 96 Prostituierte wurden befragt.

Bei der Aktion wurden auch zahlreiche Unterlagen sichergestellt. Neben der Polizei mit 680 Beamten waren die Zollinspektion, Steuerfahnder und die Staatsanwaltschaft - insgesamt 900 Beamte – an dem Einsatz beteiligt, der bis in die Nacht zum Donnerstag dauerte. Die Ausfahrt der Stadtautobahn A 100, an der das Bordell liegt, war für mehrere Stunden gesperrt worden.

Insgesamt habe die Polizei bei der Razzia 232 Menschen angetroffen, 118 davon waren Prostituierte.