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Abenteuerreise Von Hamburg in die Arktis

Arved Fuchs startet mit seiner Crew Richtung Nordpolarmeer. Sie wollen dabei erneuerbare Energien ins Visier nehmen.

30.05.2018, 23:01

Hamburg (dpa) l Bei strahlendem Sonnenschein und schweißtreibenden Temperaturen in Hamburg ist Polarforscher Arved Fuchs in seine Arktis-Expedition gestartet. Sein Segelschiff „Dagmar Aaen“ stach gestern Richtung Nordpolarmeer in See. Die Reise soll das 2015 begonnene Projekt „Ocean Change“ fortsetzen und bis voraussichtlich Oktober 2019 dauern.

Drängende Themen seien die Belastung der Meere durch Plastik sowie Auswirkungen des Klimawandels, sagte der 65 Jahre alte Abenteurer aus Bad Bramstedt vor dem Start. Virtuell könne die Expedition „in das noch vorhandene, aber durchaus nicht ewige Eis der Arktis“ über soziale Medien verfolgt werden.

Nach einem ersten Zwischenstopp auf Helgoland bei einem Projekt zum Thema Plastikmüll geht es weiter zu einem Offshore-Windpark und über die Shetland- und Färöer-Inseln, Island bis nach Grönland und Kanada. An Bord seien auch junge Energieexperten, die unterwegs zukunftsweisende Projekte und Beispiele für eine nachhaltige Energieversorgung besuchen.

Mit Wissenschaftlern und Forschern wollen sie ebenso sprechen wie mit Fischern und Jägern. Gelernt werden soll vom traditionellen Wissen der Arktis-Bewohner und von Pionieren der Energiewende. Schon jetzt verfügten etwa einige arktische Gemeinden über einen vergleichsweise hohen Anteil an erneuerbaren Energien.

Was Fuchs und seine Crew an Bord und den einzelnen Stationen erleben, wollen sie umfassend mitteilen – geplant sind Videos, Fotos und Livestreams. „Das ist für uns auch Neuland, das haben wir in dieser Form so noch nie gemacht“, sagte Fuchs. „Wir wollen die Menschen informieren und vielleicht ein bisschen mobilisieren.“

Unter dem Motto „Turn the page“ soll die Expedition zugleich ein neues Kapitel aufschlagen: die „Dagmar Aaen“ unterwegs als „Botschafterin für den Wandel“. Das Ziel: Menschen zusammenbringen und Kooperationen mit Energieunternehmen, Stiftungen und Regierungsvertreten anregen.

Fuchs, der am 26. April 65 Jahre alt wurde, ist seit langem einer der bekanntesten Polarforscher. Mit extremen Touren zu Nord- und Südpol machte er Schlagzeilen. 1989 schaffte er es als erster Mensch innerhalb eines Jahres zu Fuß zu beiden Polen: Bei Temperaturen von teils minus 56 Grad Celsius kämpfte er sich in einem Team – neun Jahre nach einem gescheiterten Versuch – über Eisfelder und erreichte nach 1000 Kilometern am 14. Mai den Nordpol. 230 Tage später stand er gemeinsam mit Extrembergsteiger Reinhold Messner am Südpol.

„Wo bleibt denn da eigentlich das Abenteuer?“ – diese Frage werde ihm inzwischen häufig gestellt, berichtete Fuchs. „Wir alle verstehen uns nicht als Draufgänger“, sagte er. „Insofern relativiert sich für uns das Risiko.“ Aber er wolle auch nichts bagatellisieren – „das Risiko reist immer mit“. Fuchs: „Gerade wenn man mit einem solchen Schiff in die hohen Breiten fährt – das ist immer ein Abenteuer.“ Es sei aber ein „kalkuliertes Abenteuer, kein fahrlässiges“.

Segeln will die Crew „so weit, wie uns das Packeis lässt“. Eine sehr anspruchsvolle Seestrecke etwa warte um Kap Farvel an der Südspitze Grönlands. Dort herrsche „ähnlich notorisch schlechtes Wetter wie am Kap Hoorn“. Fuchs: „Es mag nicht so berühmt sein, aber berüchtigt ist es allemal wie das Kap Hoorn.“

Ende September soll die „Dagmar Aaen“ in Kanada festmachen und dort überwintern. Im nächsten Jahr werde „Ocean Change“ fortgesetzt – die Rückkehr nach Hamburg ist für Oktober 2019 geplant.