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Aufgespießt Die Elite kommt aus Sandhatten

Besser als Pokémon: Die fast vergessenen Murmel-Meister haben sich in Ludwigshafen getroffen.

Von Alois Kösters 24.07.2017, 01:01

Ludwigshafen l Sechs einfache kleine Kügelchen sind im Spiel. Mehr nicht. Auf der „Bambus-Murmel-Ranch“ in Ludwigshafen hat sich am Samstag die Murmel-Elite zur Deutschen Meisterschaft getroffen. Ein erlesener Kreis von rund 100 Spielern aus 34 Mannschaften.

Männer und Frauen, Kinder und Erwachsene, Menschen mit einer Seh- oder Gehschwäche spielten mit Kugeln mit einem Durchmesser von 13 bis 15 Millimetern. Einstmals ein Massensport, der er verdient hätte, olympisch zu werden, fristet das Murmelspiel im Zeitalter von Pokémon und Playstation ein Nischendasein. Zu Unrecht. In den Nachbarschaften unserer Jugend lösten die abgezocktesten Jungs, die beim „Knickern“ unschlagbar waren, Neid und Bewunderung aus. Ihre Anwesenheit ließ jeden um seine schönste Glasmurmel fürchten: Spannung, Emotion, Nervenkitzel pur.

Vielleicht kommt der Sport wieder. Sein Vorteil: Er ist völlig unabhängig von Technik und kann praktisch überall gespielt werden. Und Pokémon scheint zu schwächeln: Die Download-Zahlen gehen zurück und am Wochenende versuchten wegen technischer Probleme bei einem Pokémon-Fest zum ersten Geburtstag in Chicago Tausende vergeblich, die Cartoon-Monster einzufangen. Solche Probleme gibt es beim „Knickern“ nicht. Und ähnlich wie ein Smartphone, kann man ein paar Kügelchen eigentlich immer bei sich tragen, um jederzeit sein Match zu machen. Gewonnen hat in Ludwigshafen übrigens der SV Murmel 011 Sandhatten, die Eliteschmiede in der Nähe von Oldenburg.