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Aufgespießt Fortschritt geht nach hinten los

Moderne Technik scheint die Behörden und Verkehrsunternehmen in Deutschland zu überfordern.

Von Axel Ehrlich 21.06.2017, 01:01

Leipzig/Goslar l Selbstfahrende Autos, Elektromobilität, Ausbau des Schienennetzes, immer schnellere, modernere Züge. Wir erleben gerade eine kleine Verkehrs-Revolution. Wenn man die Sache mal wohlwollend betrachten will.

Die Realität ist leider viel schnöder, quasi noch immer ein bisschen im Postkutschen-Stadium. Beispiel 1: In Goslar wurde kürzlich ein nagelneuer ICE getauft. Auf den Namen „Goslar“. Mit Prominenz (Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, Bahn-Boss Ronald Pofalla), Blaskapelle und viel Tamtam. Allerdings ohne Strom, den so ein ICE zum Fahren braucht. In Goslar gibt es nämlich keine Oberleitung. Also musste eine 40 Jahre alte Diesellok schieben.

Beispiel 2: Die Stadt Leipzig verteilt, wie eigentlich jede Stadt mit Umweltzone, Knöllchen an Autos ohne grüne Plakette. Weil die ja als Stinker die nötge Umweltnorm nicht erfüllen. Allerdings werden immer wieder auch komplett stinkerunverdächtige Elektroautos mit Strafzetteln behängt. Zu Recht, wie das zuständige Ordnungsamt in einer sehr stringenten Logik argumentiert: Keine Plakette = Knöllchen. Haben wir schon immer so gemacht. Das symbolisiert Kontinuität und Verlässlichkeit.

Wie der alte Brauch, an Bord eines Flugzeugs geborenen Babys Freiflüge für den Rest seines hoffentlich sehr langen Lebens zu schenken. Wie gerade einem klitzekleinen indischen Menschenkind an Bord einer Maschine von Jet Airways passiert. Jet Airways? – werden Nichtluftfahrtauskenner jetzt fragen. Ach, egal. Solange es nicht, bloß nicht – Air Berlin ist...