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Aufgespießt Gegen hohle Grußformeln

Im Allgäu gibt es eine Vereinigung, die weder "Hallo" noch "Guten Tag" duldet.

05.03.2017, 23:01

Egolfs (dpa/mr) l Karl Stiefenhofer graust es selten. Aber bei einer Sache stellt es dem Westallgäuer die Nackenhaare auf: Wenn jemand das Gespräch mit „Hallo“, „Hi“ oder „Moin“ beginnt. In Stiefenhofers Heimatregion sagt man nämlich „Grüß Gott“.

Um die traditionelle Allgäuer Kultur des Grüßens zu bewahren, hat der 67-Jährige aus dem baden-württembergischen Eglofs den nach seinen Angaben ersten Grüß-Gott-Verein Deutschlands gegründet.

Für das Miteinander der knapp 500 Mitglieder gibt es nur eine Regel: Wer die Stube des örtlichen Musikmuseums beim monatlichen Treffen betritt, hebt den Hut oder die Hand und sagt „Grüß Gott“. Wahlweise geht auch „Griaß di“ oder „Griaß eich mitanand“. Fertig.

Strafen für Falschgrüßer gibt es nicht, auch die Mitgliedschaft ist kostenlos. „Wir wollen den Aufwand so gering wie möglich halten“, sagt Stiefenhofer, der ein ehrgeiziges Ziel verfolgt: In vier Jahren will er 10.000 Mitglieder werben. Zum Vergleich: Eglofs zählt derzeit rund 1600 Einwohner.

Was viele nicht wissen: Der fromme Wunsch bedeutet nicht, dass der Herr gegrüßt werden soll. Es heißt mehr „Gott schütze dich auf Deinen Wegen“ oder „segne dich“.

Die Idee will auch Stiefenhofer möglichst weit in die Welt hinaustragen. „Im Idealfall gibt es irgendwann einmal Sektionen“, sagt der Kaufmann. Überall sollen Grüß-Gott-Stammtische entstehen. „So möchten wir den Trend zum bedeutungslosen ,Hallo‘ stoppen.“ Und es soll es noch den jährlichen „Grüß Gott“-Tag geben. Na dann: Glück auf.